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Neue Behandlungsmethode für Lungenarterien-Embolien bewährt sich

Mit Katheter absaugen statt medikamentös auflösen: Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) setzt zwei neue Methoden zur Behandlung von Lungenarterien-Embolien (LAE) ein. Mit dem FlowTriever wird das Blutgerinnsel mechanisch aus der Lunge entfernt und mit dem FlowSaver das beim Eingriff abgesaugte und vom Gerinnsel gereinigte Blut in den Köper zurückgeführt. Bei beiden Verfahren gehört das LUKS zu den Pionierzentren der Schweiz.
24. Januar 2024
Lesezeit: 3 Minuten

Der Effekt der neuen Methode lässt sich sehen – im wahrsten Sinne des Wortes: «Noch während des Eingriffs beobachten wir, wie sich das Herz der Patientinnen und Patienten zu entspannen beginnt, der Druck im kleinen (Lungen-)Kreislauf fällt und die Sauerstoffsättigung besser wird», sagt Dr. med. Thorsten Grumann zum neuen Verfahren. Er ist Leitender Arzt in der Angiologie am LUKS Luzern.

Das interventionelle Team der Angiologie hat das minimalinvasive Verfahren zur Behandlung von Lungenarterien-Embolien am LUKS als einem der ersten Zentren in der Schweiz etabliert. Das Grundprinzip ist simpel: «Mit Unterdruck saugen wir das Gerinnsel aus der verstopften Lungenarterie über einen Schlauch ab.» 2023 wurde das Verfahren am LUKS schon über 20 Mal erfolgreich angewendet.

Absaugen statt auflösen

Neben Schlaganfall und Herzinfarkt ist die LAE die dritthäufigste Todesursache im Herz-Kreislaufsystem. Unbehandelt liegt die Sterblichkeit je nach Schweregrad seit gut einem Vierteljahrhundert nahezu unverändert bei bis zu 50 Prozent. «Endlich scheint es in der Behandlung der LAE einen entscheidenden Schritt nach vorne zu gehen», sagt Thorsten Grumann.

Eine Lungenembolie entsteht, wenn sich ein Blutgerinnsel – meist aus den Becken-oder Beinvenen – löst, über die untere Hohlvene via rechtes Herz in die Lungenarterie gelangt und diese verschliesst. Die Auswirkungen können fatal sein: von unspezifischen Symptomen wie Atemnot unter Belastung, Schwindel, Husten von Blut bis hin zu Bewusstlosigkeit und Herzstillstand.

Für mittelschwere und schwere Embolien

Das LUKS behandelt jährlich 250 bis 300 Fälle in unterschiedlichen Schweregraden. Das FlowTriever-Verfahren kommt vor allem bei mittelschweren und schweren Embolien zum Einsatz und ist eine neue Alternative zur bislang angewendeten medikamentösen Auflösung des Gerinnsels, der Thrombolyse.

Wir können das abgesaugte Blut direkt filtern und den Patientinnen und Patienten gereinigt wieder zurückgeben.

Dr. med. Thorsten Grumann

«Durch die intravenöse Gabe eines starken Blutverdünners können wir zwar die Sterblichkeit oder das Risiko eines Kreislaufversagens senken, erhöhen aber das Risiko für schwere Blutungen», so Grumann. Manchmal lässt der medizinische Zustand der Betroffenen jedoch keine andere Wahl: «Kommt ein Patient oder eine Patientin im kreislaufinstabilen Zustand, zum Beispiel im kardiogenen Schock, oder muss gar reanimiert werden, haben wir keine andere Möglichkeit als die klassische Thrombolyse.»

Anspruchsvolles Verfahren

Kommt das FlowTriever-Verfahren zur Anwendung, ist die Umsetzung trotz des simplen Grundprinzips anspruchsvoll: «Der Katheter wird über die Leiste via rechtes Herz in die Lungenstrombahn geführt. Dabei arbeiten wir mit einem relativ grossvolumigen Schlauch und in unmittelbarer Herznähe,» erklärt Thorsten Grumann. Beim Einführen muss das Behandlungsteam darauf achten, weder Herzklappen noch Lunge zu verletzen. Gefragt sind Sorgfalt und gute Schulung.

FlowSaver zur Minimierung des Blutverlustes

«Durch die alleinige Anwendung des FlowTrievers geht bei der Thrombenaspiration relativ viel Blut verloren. Das können unter Umständen mehrere Deziliter sein. Durch den kombinierten Einsatz mit dem FlowSaver können wir nun das abgesaugte Blut direkt filtern und den Patientinnen und Patienten gereinigt wieder zurückgeben», erläutert Thorsten Grumann. Diese Neuerung wendet das LUKS als zweites Zentrum in der Schweiz an.

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