Neue Erkenntnisse, bessere Rehabilitation
Applikation der transkraniellen Magnetstimulation, welche die neuronale Plastizität beeinflussen kann
Intensive Therapien fördern neuronale Plastizität
Die Fortschritte in der Neurorehabilitation in den vergangenen Jahrzehnten sind beeindruckend. Bestand früher die Lehrmeinung, dass sich ein Gehirn nach einem Hirnschlag nicht erholen kann und dass einmal angelegte Nervenzellen nicht neu entstehen können, weiss man heute, dass sich Nervenzellen neu bilden können, dass sich bestehende Nervenzellen mit anderen neu verknüpfen und dass sich so ganze Netzwerke neu verschalten können. Durch diese neuronale Plastizität kann man erklären, dass durch eine Hirnläsion verloren gegangene Funktionen, wie zum Beispiel eine Lähmung, durch unversehrte Anteile des Gehirns kompensiert werden können. Zahlreiche Studien zeigen jetzt, dass durch eine hochfrequente, intensive Therapie diese neuronale Plastizität positiv beeinflusst und somit die funktionelle Erholung des Patienten deutlich verbessert werden kann.
Patienten erholen sich schneller und besser
Die Rolle des in der Neurorehabilitation tätigen Neurologen hat sich ebenfalls grundsätzlich gewandelt: War er früher vor allem Koordinator im Sinn eines Begleitens und Unterstützens des Patienten während den Physio-, Ergo- und Sprachtherapien und der Wiederintegration, so kann er heute zusätzlich die neuronale Plastizität direkt und nicht invasiv fördern. So wurden neben neuen medikamentösen Interventionen auch neue Handlungsansätze wie zum Beispiel die transkranielle Magnetstimulation (TMS) entwickelt. Die Erholung der mit TMS behandelten Patienten ist klar schneller und besser.
Luzerner Neurorehabilitation mit Modellcharakter
Die Neurorehabilitation am LUKS Luzern hat Modellcharakter, ist sie doch mit der Akutneurologie in einem Zentrum verbunden und ermöglicht eine in der Schweiz einzigartige, kontinuierliche Betreuung der Patienten. Diese erstreckt sich von der Notfallsituation über die Intensivstation und die Stroke Unit zu stationärer Neurorehabilitation, Tagesklinik und Ambulatorium bis zum Zentrum für berufliche Abklärung.
Starke Beteiligung an Forschung und Entwicklung
Das Neurozentrum ist durch seine Forschung massgeblich an der Entwicklung von neuen diagnostischen Methoden beteiligt. Die Fortschritte der Patienten werden interdisziplinär mit einer auf den ICF-Kriterien basierenden, am Neurozentrum entwickelten Beobachtungsskala erfasst. Ausserdem entwickelte das Neurozentrum in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der Fachhochschule für Informatik in Biel eine Testsoftware für räumliche Aufmerksamkeitsstörungen, die eine rasche und normierte Auswertung erlaubt. Prof. Dr. med. Stephan Bohlhalter, Chefarzt am Neurozentrum, erforscht die Parkinson-Erkrankung und ist massgeblich an der Entwicklung von Therapieprogrammen beteiligt. Zudem wurden unter der fachlichen Supervision von Dr. phil. Tim Vanbellingen, Leiter der motorischen Therapien, im Rahmen von Masterarbeiten (Kathrin Ineichen, Nadine Bruckert) Tests und Normdaten für die Untersuchung der Feinmotorik bei Hirnschlag- oder Parkinsonpatienten sowie ein neuer Therapieansatz zur Verbesserung der gelähmten Hand entwickelt.
Umfassende neuropsychologische Untersuchungen
Die Kognition, respektive das mentale Funktionieren, bildet in der Neurorehabilitation des LUKS einen Schwerpunkt. Unter dem Leitenden Neuropsychologen, Dr. phil. Tobias Pflugshaupt, bietet das Neurozentrum für zahlreiche Fragestellungen und Störungsbilder umfassende neuropsychologische Untersuchungen an, sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting. In Letzterem geht es zum Beispiel im Rahmen der Memory Clinic um das Abklären einer fraglichen Demenz, um die ätiologische Zuordnung subjektiver Konzentrationsprobleme oder auch um eine Beurteilung von Arbeitsfähigkeit oder Fahreignung aus kognitiver Sicht.
Moderne, evidenzbasierte Therapieansätze
Die Patienten der stationären und tagesstationären Neurorehabilitation werden mit einer Vielzahl moderner, evidenzbasierter Therapieansätze behandelt. Basierend auf den erhobenen Befunden erhalten ambulante Patienten Beratung über wirkungsvolle Möglichkeiten, wie sie ihr kognitives Leistungsvermögen im Alltag trainieren oder negative Auswirkungen ihrer Einschränkungen durch den Einsatz spezifischer Strategien oder externer Hilfsmittel minimieren können.