Neue Studie: Steigert Zigaretten-Verzicht den Operations-Erfolg?
Wer mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert ist, setzt sich in der Regel intensiver mit seinem Lebensstil auseinander. Bei Raucherinnen und Raucher ist dies oft die Gelegenheit, das persönliche Verlangen nach Zigaretten zu hinterfragen. «Solche Personen sind empfänglich für das Thema einer Rauchentwöhnung und zeigen eine erhöhte Motivation», sagt PD Dr. med. Christian Fankhauser.
Der Oberarzt in der Klinik für Urologie am Luzerner Kantonsspital (LUKS) ist federführend bei einer neuen Studie. Untersucht wird, welche Auswirkungen eine präoperative, intensive Rauchentwöhnung auf chirurgische Komplikationen (z.B. Lungenentzündung, Herzinfarkt) bis zu 90 Tage nach der Operation haben. «Unsere Hypothese lautet, dass die Rauchentwöhnung die Wahrscheinlichkeit einer Komplikationsrate massiv verringert und auch zu einem dauerhaften Rauchstopp mit verbesserter Lebensqualität führt.»
Einfluss auf Lebensqualität wird gemessen
Bei der vorliegenden Studie am LUKS werden parallel zwei Gruppen von je 125 Raucherinnen und Raucher beobachtet. Bei der ersten Gruppe findet erst eine Rauchentwöhnung statt, bei der zweiten nicht. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig. 90 Tage nach der Operation wird der Comprehensive Complication Index (CCI) verglichen. «Dieser in der Medizin häufig verwendete Index misst alle postoperativen Komplikationen und ist ein klinisch und statistisch besserer Messwert, als wenn nur jeweils die schwerste Komplikation erwähnt wird», erklärt Fankhauser.
Gemessen werden zudem die Dauer des Spitalaufenthalts und der Raucherabstinenz respektive die Reduzierung des Nikotinkonsums sowie die Lebensqualität inklusive der psychischen Gesundheit. «Wir erhoffen uns wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, welche den Nutzen einer präoperativen Rauchentwöhnung aufzeigen und denken, dass eine ausgebaute Rauchstoppberatung in Zukunft Standard sein sollte. Sie bringt den Patientinnen und Patienten, dem Spital und dem Gesundheitswesen nur Vorteile», sagt Fankhauser.
Daten-Erfassung via LUKiS
Es handelt sich um die erste Studie in der Schweiz, bei der die Daten in LUKiS, dem Klinikinformationssystems des LUKS des Herstellers EPIC, dokumentiert werden. Diese Möglichkeiten der Standardisierung der Datenerfassung reduzieren den Aufwand und die Kosten einer solchen Studie massiv, die Daten werden anonymisiert ausgewertet. Das Studiendesign wurde von der regionalen Ethikkommission (EKNZ) genehmigt und die Studiendurchführung wird von der Stiftung Krebsforschung Schweiz finanziert.
Resultate sind bis 2026 zu erwarten. Diese Studie des LUKS in Zusammenarbeit mit der Universität Luzern ist ein gutes Beispiel einer Interventionsstudie, welche auf dem Potential der Forschungsplattform von EPIC aufbaut und damit dem klinischen Forschungsstandort Profil verleihen kann.
LUKS bietet Rauchstopp-Beratungen an
Am LUKS führt das Team von Dr. med. Urs Jeker, Leitender Arzt der Kardiologie, Rauchstopp-Beratungen durch. «Mit dem Rauchen aufzuhören, verbessert langfristig die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten und verhindert so Folgekrankheiten im Alter», sagt Jeker.
In der Rauchstoppberatung werden Raucherinnen und Raucher systematisch über Ihr Rauchverhalten befragt. Anhand des erfassten Grads der Nikotinabhängigkeit und der Motivation zum Rauchstopp wird eine Rauchstopp-Strategie erarbeitet, wobei eine zusätzliche flankierende medikamentöse Therapie den Ausstieg erleichtern kann. Am Beratungsprozess sind verschiedene Fachpersonen beteiligt, in der Regel ein Arzt/eine Ärztin und eine nichtärztliche, in Tabakentwöhnung ausgebildete Fachperson. Für den Langzeiterfolg ist eine Stabilisierung der erreichten Abstinenz wichtig, weshalb Beratungsgespräche auch über eine gewisse Zeit im Anschluss nach dem eigentlichen Rauchstopp stattfinden.
«Wichtig ist das Bewusstsein für das Thema», sagt Jeker. Letztlich gelte es insbesondere aus ärztlicher Sicht, diese Gelegenheit nicht zu verpassen. «Hier gilt es chirurgische und anästhetische Fachpersonen entsprechend zu sensibilisieren.»
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