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Sind diese Blutdruckschwankungen noch normal?

Luzerner Zeitung - Ich (w, 77) fühle mich gesund und gehe nur alle zwei Jahre zum Arzt. Gegen zu hohen Blutdruck nehme ich ein Medikament. Sonst muss ich keine Medikamente nehmen. Was mich irritiert: Morgens ist mein Blutdruck immer recht hoch, teils bis 184/88. Abends ist er dagegen immer eher tief, minimal 91/62. Ist das noch normal?
22. Januar 2020
Lesezeit: 2 Minuten
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Dr. med. Simon Stämpfli, Leitender Arzt Kardiologie und Leiter Ambulatorium des Herzzentrums, Luzerner Kantonsspital​​​​

Blutdruck ist notwendig, damit die Zirkulation des Blutes im Kreislauf erfolgen kann. Wenn er aber zu hoch ist, kann dies zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen. Bluthochdruck ist eine der häufigsten Diagnosen in Arztpraxen und Spitälern. Etwa jede vierte erwachsene Person in der Schweiz leidet darunter. Tückisch daran ist, dass der erhöhte Blutdruck als solcher von der betroffenen Person meist nicht wahrgenommen wird und deshalb oft lange unentdeckt bleiben kann.

Trotz Beschwerdefreiheit sind Herz und Blutgefässe dauerhaft belastet. Das kann zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Hirnschlag, Herzschwäche und Nierenschwäche führen. Zu den Haupt- risikofaktoren für erhöhten Blutdruck zählen das Alter und die erbliche Veranlagung. Aber auch Übergewicht, Rauchen und zu wenig Bewegung können den Blutdruck erhöhen.

Die Behandlung des Bluthochdrucks entlastet das Kreislaufsystem und reduziert die erwähnten Gesundheitsrisiken. Meist kann eine ausreichende Senkung mit einem oder zwei Medikamenten (oft als Tablette mit zwei Wirkstoffen) erreicht werden. In der Regel ist eine Behandlung angezeigt, wenn der Blutdruck in der Arztpraxis oder in der Apotheke höher ist als 140 mmHg (systolisch, «oberer Wert») oder 90 mmHg (diastolisch, «unterer Wert»). Bei der Selbstmessung zu Hause gilt schon ein Wert über 135/85 mmHg als erhöht. Bestehen weitere Risikofaktoren, kann auch bei tieferen Werten eine Therapie notwendig sein.

Schwankungen im Tagesverlauf

Der Blutdruck ist kein konstanter Wert. Er passt sich der physischen und psychischen Belastung an und zeigt typische Schwankungen im Laufe des Tages. Während des Schlafs ist der Blutdruck am tiefsten, üblicherweise steigt er nach dem Aufstehen an, ist dann gegen Mittag wieder etwas tiefer, bevor er abends häufig wieder ansteigt. Daher ist es sinnvoll, Heimmessungen nicht immer zum gleichen Zeitpunkt vorzunehmen. Zudem kann die Ärztin eine automatische 24-Stunden-Blutdruckmessung veranlassen, die ein vollständiges Tages- und Nachtprofil liefert. Je nach den gemessenen Werten kann die Art und Dosis des Medikaments sowie der Zeitpunkt der Einnahme so angepasst werden, dass eine möglichst gute und gleichmässige Blutdruckeinstellung erreicht wird.

In Ihrem Fall sind die tageszeitlichen Schwankungen sehr ausgeprägt. Eine Anpassung der Therapie scheint mir unbedingt erforderlich. Was genau geändert werden soll, kann aufgrund der vorliegenden Informationen nicht gesagt werden, da verschiedene Angaben (etwa Herzfrequenz und Einnahmezeitpunkt) fehlen. Ich rate Ihnen daher, sich bei Ihrem Hausarzt zu melden, um eine Therapieanpassung vorzunehmen.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 13.01.2020

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