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Sind starke Menstruationsschmerzen normal?

Mich (28) plagen einmal im Monat, wenn ich meine Blutung habe, sehr starke Schmerzen. Ist das normal oder sollte ich einen Arzt aufsuchen? Eine frühzeitige Behandlung mit Hormonen, einer Operation oder einer Kombination beider Verfahren erhöhe die Lebensqualität Betroffener, sagt unser Spezialist. Er empfiehlt auf jeden Fall eine Abklärung.
21. August 2022
Lesezeit: 2 Minuten
Ivo Fähnle
Dr. med. Ivo Fähnle, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am Luzerner Kantonsspital Sursee

Sind Schmerzen so stark, dass sie zu Einschränkungen im Alltag führen, sollte man diese immer abklären lassen. Ungewöhnlich heftige Regelschmerzen bei einer jungen Frau sind mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Anzeichen für eine «Endometriose» – eine gutartige Veränderung von Zellen der Gebärmutter, die aber die Lebensqualität und die Fruchtbarkeit massiv einschränken kann.  

Die Endometriose entsteht, indem sich Zellen ähnlich der Gebärmutterschleimhaut («Endometrium») ausserhalb der Gebärmutter ansiedeln. Endometrioseherde entstehen meist in nächster Nähe der Gebärmutter: in deren Wänden, in Harnblase oder Darm, den Eileitern und Eierstöcken und im Bauchfell. 

Weiter entfernte Organe sind selten betroffen, am häufigsten die Lunge. Schütten die Eierstöcke zyklusabhängig weibliche Geschlechtshormone aus, reagiert nicht nur die Gebärmutterschleimhaut darauf, sondern es verändern sich auch die Zellherde an anderen Stellen im Körper. Sie können wachsen, bluten und sich weiter ausbreiten. Die dadurch ausgelöste Entzündung verursacht die mitunter starken Schmerzen. Zudem können Hohlräume, sogenannte Zysten, Vernarbungen und Verwachsungen entstehen. 

Häufiges Leiden mit hoher Dunkelziffer

Unter einer Endometriose leiden schätzungsweise 10 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. Wurde die Erkrankung früher nur wenig beachtet und häufig erst sehr verzögert diagnostiziert, sind die Symptome heute besser bekannt. Typisch sind zyklusabhängige Schmerzen im Unterbauch, die bereits während der ersten Regelblutung auftreten. Eine Ultraschall- und eine Tastuntersuchung, bei der insbesondere auf die Beweglichkeit der inneren Organe geachtet wird und darauf, wo genau die Schmerzen auftreten, helfen die Diagnose zu sichern.  

Hormone oder Operation bieten sich an

Die Behandlung der Endometriose hängt vom Schweregrad der Schmerzen ab sowie davon, ob ein Kinderwunsch besteht. Auch die Nebenwirkungen einer Behandlung spielen eine Rolle. Am unproblematischsten ist die Gabe von Schmerzmitteln an Tagen der Regelblutung. Während eine Hormonbehandlung mit Gestagen-Pillen den Monatszyklus unterdrücken und Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen auslösen kann, führt die Gestagen-Abgabe über eine Spirale dank geringerer Hormondosis seltener zu Nebenwirkungen. 

Eine schwere Endometriose kann mit sogenannten GnRH-Analoga behandelt werden. Diese senken den Östrogenspiegel stark. Darum kann es zu typischen Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen oder Verlust von Knochensubstanz kommen. Eine andere Möglichkeit ist, die Endometriose-Herde minimalinvasiv über eine Bauchspiegelung zu entfernen. Ist die Familienplanung abgeschlossen, ist auch denkbar, die Gebärmutter operativ zu entfernen.  
 

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