Tumorboards sind wichtig für die Qualitätssicherung
Mindestens einmal kommt jedes Dossier eines Patienten, einer Patientin mit einer Tumorkrankheit in ein Tumorboard des LUKS: Bei der Sicherung der Diagnose zum Festlegen der Behandlung. Und spätestens wieder bei einem Rückfall. Bei der Besprechung von Akten zu Tumorerkrankungen geht es um die gemeinsame Analyse, die optimale Behandlung und die medizinische Federführung. Dies geschieht so ausführlich wie nötig und so kurz wie möglich, sagt Stefan Aebi, Chefarzt Medizinische Onkologie.
Sehr hilfreich ist dafür das 2019 am LUKS eingeführte Klinikinformationssystem LUKiS. Dank ihm haben alle Beteiligten jederzeit Zugriff auf die digitale Akte und können sich optimal vorbereiten. Manchmal werden nur wenige Patientendossiers besprochen, bei häufigen Krankheiten können es aber bis zu 30 in einer Sitzung sein. Das erfordert mehrere Stunden Vorbereitung, damit alle auf dem gleichen Stand sind und es nicht zu lange Diskussionen kommt.
Hinweise oder Widersprüche zu einer Therapie finden
Besprochen werden Dossiers aller Personen mit Tumorerkrankungen: solche mit frühen Tumorstadien, die mit Heilungsabsicht behandelt werden, andere, bei denen die Standardtherapien ausgeschöpft sind und für die weitere Behandlungsoptionen gesucht werden, oder solche mit seltenen Tumoren, für die es keine etablierte Standardtherapie gibt. «Die Boards helfen uns, bessere Lösungen und andere Ideen zu erhalten oder wichtige Hinweise oder Widersprüche zu einer geplanten Therapie zu finden. Studien zeigen, dass solche Boards zu besseren Therapien führen,» sagt Aebi.
Dank dem Board profitieren alle von interdisziplinärer Expertise aus Radiologie, Pathologie und molekularer Diagnostik, Medizinischer und Radio-Onkologie, organzentrierten Fächern wie Pneumologie, Urologie, Gynäkologie, Pneumologie und chirurgischen Fächern. Tumorboards erleichtern auch den Zugang zu klinischen Studien und ermöglichen Patientinnen und Patienten neue Therapieformen. Multidisziplinäre Boards sind keine Exklusivität der Onkologie: Das LUKS kennt längst auch andere Boards, etwa in der Gastroenterologie oder der Herzchirurgie. Bei der Onkologie sind sie aber ein obligates Qualitätsmerkmal.
Wachsendes Bedürfnis nach kompetenter Unterstützung
«Die Konferenzen tragen auch dem wachsenden Bedürfnis der Zentralschweizer Onkologen nach kompetenter Unterstützung bei komplexen molekularbiologischen Tumorbefunden Rechnung – immer mit dem Ziel einer optimalen und zukunftsgerichteten Betreuung», so Aebi weiter. «Tariflich sind die Kosten solcher Boards ungenügend abgebildet. Trotzdem können und wollen wir im Interesse der Behandlungsqualität nicht auf sie verzichten.» Sie stehen auch anderen Zentralschweizer Kliniken offen. Auch wenn sie nicht wie die LUKS-Standorte oder das Spital Nidwalden an LUKiS angeschlossen sind, können sie Röntgenbilder und Dokumente elektronisch einspeisen. Solche Fallbesprechungen sind auch ein wichtiger Teil der Weiterbildung für Assistenzärztinnen und -ärzte.
Stefan Aebi ist seit 1994 in der Medizinischen Onkologie tätig. «Als Oberarzt glaubte ich, endlich den Überblick zu haben. Doch mit zunehmender Erfahrung und Komplexität zeigte sich, dass eine Einzelperson je länger desto weniger das gesamte nötige medizinische Wissen überblicken kann.» Das «Schwarmwissen» verhindert, aus Routine eine «eigene Schule» zu entwickeln und dabei erfolgreichere Wege nicht zu sehen. Boards werden auch regelmässig (re)zertifiziert. Dann sind deren Daten wichtig für Vergleiche mit anderen Spitälern. Ein Beispiel: Man möchte vergleichen, wie vielen Betroffenen auf Anhieb der ganze Tumor entfernt werden konnte. Tumorboards sind darum auch ein wichtiges Glied in der Qualitätssicherung insbesondere an einem Zentrumsspital wie dem LUKS.
Dieser Beitrag erschien im Oktober 2024 im gesundheitspolitischen Magazin Dialog der Krankenkasse CSS in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Stefan Aebi, Chefarzt Medizinische Onkologie, Luzern