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Viele Frauen-Themen sind auch heute noch ein Tabu

Zum Internationalen Tag der Frauengesundheit erklären Prof. Dr. med. Christine Brambs und PD Dr. med. Corina Christmann, Chefärztinnen der Frauenklinik am Luzerner Kantonsspital, welche Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind, warum Beckenbodenprobleme keine Tabuthemen sein sollten, und was im Neubau Frauenklinik für die Patientinnen anders werden wird.
28. Mai 2024
Lesezeit: 4 Minuten
Corina Christmann und Christine Brambs

Der Internationale Tag der Frauengesundheit steht bevor. Welche Bedeutung hat dieser aus Ihrer Sicht?

Prof. Dr. med. Christine Brambs: Der Internationale Tag der Frauengesundheit ist eine wichtige Gelegenheit, um das Bewusstsein für die Gesundheitsbedürfnisse von Frauen zu schärfen.  

PD Dr. med. Corina Christmann: Der Tag bietet die Gelegenheit, über präventive Massnahmen und Gesundheitsvorsorge zu diskutieren, besonders in Bezug auf Themen, die oft als Tabu betrachtet werden.

Ein wichtiger Aspekt der Frauengesundheit ist die Krebsvorsorge. Welche Untersuchungen empfehlen Sie den Frauen in Bezug auf Krebsprävention?

C. Brambs: Vorsorgeuntersuchungen sind entscheidend für die Früherkennung und Behandlung von Krebserkrankungen. Deshalb empfehle ich Frauen, regelmässige gynäkologische Kontroll-Untersuchungen in Anspruch zu nehmen. Mit dem PAP-Abstrich aus dem Gebärmutterhals können Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs erkannt werden, damit diese behandelt oder die betroffenen Frauen in kürzeren Abständen untersucht werden können. Ab dem Alter von 50 Jahren sollten zudem regelmässig Mammographien durchgeführt werden, um Brustkrebs früh zu erkennen.  

Welche medizinischen Möglichkeiten gibt es heute für Frauen, die an Krebs erkranken?

C. Brambs: In den vergangenen Jahren gab es sehr viele Fortschritte in der Diagnose und der Therapie von Eierstock-, Gebärmutterhals- und Brustkrebs. Wir behandeln Krebspatientinnen an unserem gynäkologischen Tumorzentrum beziehungsweise am zertifizierten Brustzentrum. Unsere Patientinnen profitieren in den zertifizierten Zentren von einer engen Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer Fachdisziplinen.  Dadurch können wir für jede Patientin eine personalisierte Behandlungsstrategie entwickeln, in der nichts dem Zufall überlassen wird und die umfassenden medizinischen Möglichkeiten genutzt werden. Zudem werden unsere Patientinnen auch von onkologischen Pflegespezialistinnensowie Psychoonkologen und -onkologinnen betreut, damit sie sich gut aufgehoben und unterstützt fühlen. Wir möchten, dass die Frauen möglichst rasch in gutem Allgemeinbefinden nach Hause zurückkehren und sich gut erholen können, unterstützt durch ihr persönliches Umfeld und ihr medizinisches Team.
 

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Regelmässige Beckenbodenübungen können helfen, die Muskulatur zu stärken und Probleme wie Inkontinenz zu verbessern.

PD Dr. med. Corina Christmann

Beckenbodenprobleme sind ein weiteres Thema, das viele Frauen betrifft. Was können sie tun, um ihre Beckenbodengesundheit zu erhalten?

C. Christmann: Beckenbodenschwächen wie Urin-Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden sind weit verbreitet, jedoch oft ein Tabuthema in der Gesellschaft. Unkontrollierter Urinverlust (Inkontinenz), beispielsweise beim Husten, Lachen oder Treppensteigen, betrifft viele Frauen über 65 Jahren sowie bis zur Hälfte aller Frauen nach einer Schwangerschaft oder Geburt. Regelmässige Beckenbodenübungen können helfen, die Muskulatur zu stärken und Probleme wie Inkontinenz zu verbessern. Ähnlich verhält es sich bei Senkungsproblemen. Darüber hinaus ist es wichtig, auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten, um den Beckenboden zu unterstützen.

Was kann die Medizin diesen Frauen bieten, wenn Beckenbodentraining nicht ausreicht?

C. Christmann: Heute können wir Frauen sehr effektiv unterstützen, insbesondere wenn sie frühzeitig Hilfe suchen. Für die Behandlung von Inkontinenz stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung, darunter die suburethrale Schlingen-Einlage (ein Band unterhalb der Harnröhre) und Bulkamid-Injektionen (zur Unterpolsterung der Harnröhre). Diese Verfahren erfordern nur einen kurzen Spitalaufenthalt und sind wissenschaftlich gut etabliert. Die Diagnose, Behandlung und Beratung von Senkungsbeschwerden erfolgt individuell und wird am besten in einer spezialisierten Abteilung durchgeführt. 

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Ich möchte allen Frauen ans Herz legen: Nehmen Sie sich Zeit für regelmässige Vorsorgeuntersuchungen und hören Sie auf Ihren Körper.

Prof. Dr. med. Christine Brambs

In etwa zwei Jahren zieht die Frauenklinik in den Neubau. Was wird dort anders für Patientinnen?

C. Brambs: Im Neubau können wir uns noch mehr auf die Bedürfnisse der Frauen und ihrer Familien fokussieren. Die Räumlichkeiten werden nach den neusten Erkenntnissen der «Healing Architecture» gestaltet, die zum Wohlbefinden der Patientinnen im Spital beitragen. Ein grosser Vorteil im Neubau wird sein: Es gibt nur noch Einbettzimmer– auch für Halbprivat- und Allgemeinversicherte. Alle Patientinnen profitieren dadurch von optimaler Privatsphäre und Ruhe, die eine rasche Erholung begünstigen.

C. Christmann: Der Neubau bietet uns die grossartige Möglichkeit, Schnittstellen und Prozesse zu optimieren. Dadurch versprechen wir uns eine Effizienzsteigerung, die zur kontinuierlichen Verbesserung der medizinischen Angebote und der Service-Dienstleistungen für unsere Patientinnen beitragen wird.

Frage: Welche Botschaft möchten Sie allen Frauen zum Internationalen Tag der Frauengesundheit mitgeben?

C. Brambs:  Ich möchte allen Frauen ans Herz legen, ihre Gesundheit nicht zu vernachlässigen. Nehmen Sie sich Zeit für regelmässige Vorsorgeuntersuchungen und hören Sie auf Ihren Körper. 

C. Christmann: Der Internationale Tag der Frauengesundheit ist eine Erinnerung daran, sich selbst und die eigene Gesundheit nicht aus den Augen zu verlieren. 
 

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