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«Wer schlecht hört, verliert Lebensqualität und sollte etwas dagegen tun»

Der 3. März wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Welttag des Hörens propagiert. Prof. Dr. med. Thomas Linder, Chefarzt HNO-Klinik am LUKS Luzern, präsidiert die Schweizerische Gesellschaft für Oto-Rhino-Laryngologie, Hals- und Gesichtschirurgie und schätzt die Bedeutung des Themas Hörverlust ein.
3. März 2023
Lesezeit: 3 Minuten
Prof. Dr. med. Thomas Linder im Gespräch mit einem Patienten.
Prof. Dr. med. Thomas Linder im Gespräch mit einem Patienten.

Prof. Linder, wie viele Menschen haben Probleme mit dem Gehör?

Etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung ist hochgradig schwerhörig. In der Schweiz sind bis zu 450'000 Menschen von einer einschränkenden Schwerhörigkeit betroffen. Problematisch ist, dass nicht alle Betroffenen richtig versorgt sind.

Woran liegt das?

Probleme mit dem Gehör werden mit steigendem Alter häufiger. Der schleichende Prozess des Hörverlustes kann über Jahre unbemerkt bleiben. Das hängt mit der Anpassungsfähigkeit des Menschen zusammen. Hinzu kommen das Nicht-Wahrhaben-Wollen der Einschränkung. Wir stellen auch häufig eine selbstgewählte soziale Isolierung dieser Personen fest, da man sich in Gesellschaft unwohl fühlt. Dies wirkt sich nachweislich negativ auf die Lebensqualität aus.

Wie lautet Ihre Empfehlung?

Eine frühzeitige Abklärung ist empfohlen. Je nach Ursache stehen verschiedene Optionen zur Verfügung.

Was für Behandlungsmethoden gibt es?

Das bekannteste Instrument ist wohl das Hörgerät. Hierzu gibt es verschiedenste Bauformen, vom kleinen Im-Ohr Hörgerät bis zum dezent getragenen Hinter-dem-Ohr-Gerät. Liegt die Hörstörung im Mittelohr (Gehörknöchelchen), kann eine Ohroperation eine deutliche Verbesserung erzielen. Bei hochgradiger ein- oder beidseitiger Schwerhörigkeit ist die HNO-Klinik am LUKS Luzern eines der von der HSM (hochspezialisierte Medizin) anerkannten Cochleaimplantat-Zentren der Schweiz. Dabei werden die Nervenfasern des Innenohres direkt mittels elektrischer Impulse stimuliert. Es gibt also eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten.

Sie präsidieren die Schweizerische Gesellschaft für Oto-Rhino-Laryngologie (SGORL). Wo liegen deren Schwerpunkte?

Sie setzt sich dafür ein, dass Patientinnen und Patienten über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten gut informiert sind. HNO-fachärztliche Ansprechpartner in Klinik und Praxis müssen einfach erreichbar sein. Die Qualität der Patientenversorgung soll auf höchstem Niveau gewährleistet sein. Es sollen nur Untersuchungen durchgeführt werden, welche den Patientinnen und Patienten auch konkret nützen. Damit können unter Umständen auch Gesundheitskosten gespart werden und den Patientinnen und Patienten trotzdem die beste Medizin angeboten werden. Die lebenslange Fortbildung – etwa mit E-Learnings, Kongressen, Kursen und zahlreichen Vorträgen an Kliniken, in Praxisgemeinschaften und Qualitätszirkeln – gewährleistet die laufende Aktualisierung des Wissens und der beruflichen Kompetenz und ermöglicht, Patientinnen und Patienten die beste Medizin anzubieten. Auch das Luzerner Kantonsspital bietet ein breites Fortbildungsangebot an.

Wie sehen Sie die Zukunft der Ohrenheilkunde?

Laufende Verbesserungen der passiven Mittelohrprothesen und auch der aktiven Mittelohr- und Cochleaimplantaten in enger Zusammenarbeit zwischen der Klinik und der Industrie ermöglichen eine weitere Optimierung der Hörergebnisse nach Ohroperationen. Die Roboterchirurgie könnte für hochpräzise Anwendungen interessant werden, aber ob sie bezahlbar wird, ist noch offen. Die Telemedizin wird raschere Konsultationstermine ermöglichen, obwohl die Hörprüfungen weiterhin in zertifizierten Hörkabinen mit entsprechend geschultem Personal durchgeführt werden sollen.

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