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Weshalb bin ich neuerdings dauernd verstopft?

Bote der Urschweiz- Ich (w, 62) leide in letzter Zeit an Verstopfung und kann höchstens jeden zweiten Tag aufs WC. Ich fühle mich zwar gut, mache mir aber etwas Sorgen. Woran könnte meine Verstopfung liegen? Was kann ich tun?
18. Juni 2019
Lesezeit: 3 Minuten
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Dr. med. Patrick Aepli, Chefarzt Gastroenterologie/Hepatologie

In der Schweiz leidet rund jeder zehnte Erwachsene unter chronischer Verstopfung (Obstipation). Betroffen sind mehr Frauen als Männer und mehr Ältere als Jüngere. Als Faustregel gilt: Weniger als drei Stuhlgänge pro Woche deuten auf Verstopfung hin, wobei man erst ab einem Zeitraum von drei Monaten von chronischer Verstopfung spricht. Bei akuten Obstipationen, etwa auf Reisen oder bei Bettlägerigkeit, erübrigen sich die unten aufgeführten Abklärungen, da das Problem ja nur vorübergehend besteht. Viele Betroffene von chronischer Verstopfung klagen auch über ein ständiges Völlegefühl mit geblähtem Bauch und über harten Stuhl. Andere verspüren eine Blockade des Enddarms mit erschwerter oder unvollständiger Stuhlentleerung. Die Diagnose einer Verstopfung fundiert also nicht nur auf der Quantität der Stuhlgänge, sondern auch auf der Qualität. Prinzipiell lässt sich die Obstipation in eine primäre und eine sekundäre Form unterteilen. Bei den primären Ursachen liegt entweder ein träger Darm oder aber eine gestörte Enddarmentleerung vor. Mögliche Ursachen einer sekundären Obstipation sind etwa der mechanische Darmverschluss (z.B. durch Darmkrebs), Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Parkinson) oder Störungen des Hormonhaushalts (z. B. Schilddrüsenunterfunktion). Nicht vergessen werden sollten Nebenwirkungen durch Medikamente wie Opiate oder Psychopharmaka.

Möglichen Darmkrebs nicht verpassen

Grundpfeiler zur Diagnosestellung sind allem voran eine gründliche Befragung (Anamnese) sowie eine Untersuchung des Darmausganges. Abhängig vom genauen Beschwerdebild, dem Patientenalter sowie möglichen Alarmsymptomen wie Gewichtsverlust, auffälliger Veränderung der Stuhlgewohnheiten oder Blut im Stuhl werden gegebenenfalls weitere Untersuchungen durch den Spezialisten vorgenommen: Darmspiegelung, Transitzeitbestimmung, Druckmessung vom Schliessmuskelapparat. Grundsätzlich gilt: Je jünger der Patient und je typischer die Anamnese, desto weniger Abklärungen sind nötig. Bei allen Patienten über 50 Jahren mit Änderung der Stuhlgewohnheiten - wie zum Beispiel neu aufgetretener Obstipation - sollte jedoch unbedingt eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um einen ursächlichen Darmkrebs nicht zu verpassen. Die Therapie einer Obstipation ist abhängig von deren Ursache. Bei den sekundär bedingten Formen muss die entsprechende Grundkrankheit behandelt werden.

Allgemeine Massnahmen genügen oft nicht

Bei den primären Formen empfehlen sich - ohne dass dies wissenschaftlich belegt ist - eine Steigerung der körperlichen Aktivität sowie der Trinkmenge und eine Umstellung der Ernährung auf eine ballaststoff- und faserreiche Kost (Vollkornbrot, Früchte, Gemüse). Verstopfungsfördernde Lebensmittel wie Weissbrot und Schokolade sollten gemieden werden. Oftmals reichen diese allgemeinen Massnahmen nicht aus, sodass natürliche Stuhlregulatoren wie Lein- und Flohsamen zum Einsatz kommen. Erst beim Scheitern dieser Hilfsmittel müssen eigentliche Abführmittel (Laxanzien) zur Stimulation der Darmtätigkeit verschrieben werden. Es ist übrigens ein Mythos, dass längerfristig eingesetzte stimulierende Laxantien zu einer Darmschädigung führen. Im Falle einer Entleerungsstörung kann diese ursachenabhängig entweder mittels BiofeedbackTherapie oder einem operativen Eingriff angegangen werden.

Kurzantwort

Von chronischer Verstopfung spricht man erst bei weniger als drei Stuhlgängen pro Woche über drei Monate. Auffällige und länger anhaltende Veränderungen sollte man ärztlich abklären lassen, um eine ernste Erkrankung ausschliessen zu können. (hag)

Quelle: Bote der Urschweiz vom 18.06.2019

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