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Weshalb schmerzt das Knie gleich nach dem Aufstehen?

Luzerner Zeitung - Ich (m, 67) hatte früher kaum je Knieprobleme. Neuerdings schmerzt nun aber mein rechtes Knie nach dem Aufstehen und bei Belastungen. Was könnte dahinterstecken? Was kann man dagegen tun?
5. September 2019
Lesezeit: 2 Minuten
melzer ralph passfoto

Dr. med. Ralph Melzer ist Co-Chefarzt Rheumatologie, Luzerner Kantonsspital, Luzern und Sursee

Aufgrund Ihres Alters und der paar wenigen Angaben würde ich am ehesten auf eine Kniearthrose tippen. Zurückzuführen ist diese auf eine natürliche Knorpelalterung, die zu einer Ausdünnung der knorpeligen Gleitflächen führt und häufig auch Schmerzen in den kniestabilisierenden Bändern und Muskeln zur Folge hat. Von einer Arthrose kann jedes Gelenk betroffen sein, neben dem Knie sind auch Hüfte und Finger recht häufig.

Typisch für eine Kniearthrose sind – wie von Ihnen geschildert – zum Beispiel Beschwerden bei den ersten Schritten nach dem Aufstehen und Schmerzen bei vermehrter Belastung. Gelegentlich kommt es auch zu einer Entzündung, was sich in einer Schwellung und Überwärmung des Knies ausdrücken kann.

Was kann man gegen Arthrose unternehmen? Heilen lässt sie sich leider nicht, denn der degenerative Prozess ist bis jetzt noch nicht umkehrbar. Aber es gibt zumindest eine Reihe von Massnahmen, die Linderung bringen. Neben schmerzlindernden Gels und Sprays oder bedarfsweise einzunehmenden Schmerztabletten kann ein Versuch mit einem knorpelschützenden Medikament unternommen werden. Auch gewisse pflanzliche Präparate haben schmerzlindernde Wirkungen. Bewährt hat sich unter anderem die Teufelskralle.

Im Falle eines Gelenkergusses bringt eine Cortison-Injektion rasche Linderung. Daneben besteht die Möglichkeit, sich künstliche Gelenkschmiere (Hyaluronsäure-Präparate) oder Eigenblutbestandteile (Platelet-rich-Plasma, PRP) ins Gelenk spritzen zu lassen. Beides wird aber nicht von der Krankenkasse übernommen. Zum Teil lässt sich auch mit speziellen Schienen (Orthesen) eine Besserung erreichen.

Wenn alles nichts hilft, kann ein operativer Kniegelenkersatz mittels «Kunst­gelenk» oder eine chirurgische Winkelkorrektur der Knochen ins Auge gefasst werden.

Sehr wichtig ist die Reduktion eines allfälligen Übergewichts. Ebenso nützlich ist ein individuell angepasstes, regelmässig und langfristig auch in Eigenverantwortung durchzuführendes Kräftigungs- und Dehnungsprogramm für die Kniemuskulatur. Anleitungen dazu gibt es in der Physiotherapie. Generell gilt: Bleiben Sie in Bewegung, unter anderem mit Velofahren oder Nordic Walking. Ungünstiger fürs Knie sind dagegen Sprung- oder Stop-and-go-Belastungen.

Andere mögliche Ursachen

All die genannten Therapien sind für die Kniearthrose verfügbar. Andere Ursachen für Ihre Kniebeschwerden könnten unter anderem aber auch eine Arthritis (die vom Immunsystem fälschlicherweise selbst oder als Reaktion auf im Gelenk abgelagerte Kristalle ausgelöst wird), eine Meniskusschädigung, eine Knochenerkrankung oder eine Sehnen-/Schleimbeutelentzün- dung sein.

Um eine korrekte Diagnose zu stellen, braucht es zwingend eine detaillierte Befragung und eine körperliche Untersuchung sowie gegebenenfalls auch noch Zusatzabklärungen. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt kann die nötigen Schritte einleiten.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 05.09.2019

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