Wie ernst ist eine beginnende Schwerhörigkeit?
Gutes Hören verbindet uns mit unseren Mitmenschen, Schwerhörigkeit schliesst uns schnell aus der Gemeinschaft aus. Das Gehör vermittelt Sprache, Musik, Emotionen und vieles mehr. Dank ihm verstehen wir Gespräche, geniessen Konzerte oder empfinden intensive Gefühle. Zudem hilft uns das seitengetrennte Hören, uns räumlich zu orientieren.
Wie funktioniert das Ohr? Geräusche, Töne und Sprache bestehen aus Schallwellen – Druckwellen in bewegter Luft. Über den Gehörgang werden diese vom Trommelfell aufgenommen und mechanisch verstärkt über die drei Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) im Mittelohr ans Innenohr weitergeleitet. Nervenzellen wandeln die Signale in elektrische Impulse um, diese gelangen mit den Hörnerven in unser Hirn, das unsere Hörwahrnehmung ermöglicht.
Schwerhörigkeit ist in jedem Alter möglich
Schwerhörigkeit kann in jedem Alter auftreten. Schon beim Kleinkind ist es wichtig, auf eine altersgerechte Sprachentwicklung zu achten und darauf, ob es auf Geräusche reagiert. Später können Infektionen wie akute Mittelohr- oder Hirnhautentzündungen zu Schwerhörigkeit führen. Mit Impfungen gegen Hirnhautentzündungen oder der korrekten Behandlung schwerer eitriger Mittelohrentzündungen kann man vorbeugen. Auch eine Ursache für Schwerhörigkeit ist wiederholte Lärmbelastung vorab in der Freizeit, etwa bei häufigen Club-Besuchen mit lauter Musik oder Aktivitäten in einem Schützenverein. Hier lohnt es sich, das Gehör achtsam zu behandeln und zu schützen.
Auch eine Frage der Verarbeitung im Hirn
In Ihrem Alter kann eine beginnende Altersschwerhörigkeit bereits relevant sein. Das äussert sich in zunehmenden Schwierigkeiten mit dem Hören im Alltag etwa bei Störgeräuschen wie Hintergrundlärm oder wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen. Zwar nimmt die Hörfähigkeit schon ab etwa 18 Jahren schleichend ab, direkte Auswirkungen auf den Alltag hat dies aber erst ab etwa 50 Jahren. Das geschieht primär durch langsames Absterben der Nervenzellen im Innenohr. Eine vererbte Hörschwäche, hohe Lärmbelastung oder Erkrankungen mit Folgen fürs Gehör verstärken die Entwicklung. Zudem nimmt im Alter die Fähigkeit ab, die Hörwahrnehmungen im Hirn optimal zu verarbeiten.
Es lohnt sich, eine Schwerhörigkeit frühzeitig fachärztlich abklären zu lassen. Ein gutes Gehör ist die Türe für ein gesundes Hirn und ein glückliches Herz. Je früher die Ursache diagnostiziert wird, umso eher kann man erfolgreich dagegen vorgehen. Eine relevante Schwerhörigkeit kann auch eine Demenz fördern. Bei Mittelohrschwerhörigkeit zeigen in vielen Fällen Ohroperationen sehr gute Resultate, bei einer Innenohrschwerhörigkeit helfen oft Hörgeräte weiter. Hingegen ist wissenschaftlich nicht belegt, dass ein Hörtraining, wie in der Werbung angepriesen, nützt und eine Schwerhörigkeit rückgängig machen kann.