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Wie Kinder mit Schwerhörigkeit optimal behandelt werden

Zum Welttag des Hörens möchte das Luzerner Kantonsspital (LUKS) in diesem Jahr besonders auf unsere Kleinsten hinweisen. Als eines von fünf Cochlea-Implantat-Zentren behandeln wir Kleinkinder mit einseitiger oder beidseitiger Schwerhörigkeit. Ein gutes Hörvermögen ist für die Sprachentwicklung von entscheidender Bedeutung.
3. März 2024
Lesezeit: 3 Minuten
Dieses Mädchen hat ein Cochlea-Implantat.

Der 3. März wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Welttag des Hörens propagiert. Klassischerweise wird Hörverlust mit steigendem Alter verknüpft. Doch auch die Kleinsten können von Schwerhörigkeit betroffen sein. Dr. med. Alexios Martin, Leitender Arzt der Hals-, Nasen-, Ohrenklinik (HNO) des LUKS und als Pädaudiologe auf kindliche Hörstörungen spezialisiert, erklärt, dass etwa 2 von 1000 Kindern betroffen sind. Treffen zusätzliche Risikofaktoren ein, steigt die Rate auf bis zu 1 von 100 Kindern.

«Hörprobleme bei Babys sind nicht offensichtlich erkennbar», erklärt Martin. Darum werde bei allen Neugeborenen in der Schweiz ein beidseitiges Hörscreening durchgeführt. «So können angeborene Hörstörungen frühzeitig erfasst und die Therapie rechtzeitig eingeleitet werden», führt Martin aus.

Hörqualität ist wichtig für Chancengleichheit

«Es ist wichtig, dass bei angeborenen Hörstörungen in den ersten Lebensmonaten therapeutische Massnahmen ergriffen werden», so Martin. Ansonsten entstehen Probleme im Spracherwerb, der Artikulation und der Lautunterscheidung. Daraus entstehen Nachteile in der Schule, woraus ein Bildungsdefizit mit entsprechend negativen Folgen für das weitere Leben der Kinder resultieren kann.

Die harmloseste und vielen Eltern geläufige Form einer Hörstörung wird durch Flüssigkeit hinter dem Trommelfell verursacht, eine sogenannte Schalleitungsstörung. «Zur Behandlung kann ein kleiner ambulanter Eingriff am Trommelfell nötig werden, wenn medikamentöse Therapieversuche gescheitert sind», erklärt Martin. Das Innenohr ist bei solchen Schwerhörigkeiten in der Regel funktionsfähig. Leider besteht schweizweit das Problem von fehlender OP-Kapazitäten für diesen Eingriff.

Bei Schwerhörigkeiten, welche das Innenohr betreffen, ist die Verordnung von Hörgeräten die Therapie der ersten Wahl. Erfolgt diese rechtzeitig, kann das ansonsten gesunde Kind sich sprachlich und intellektuell meist normal entwickeln. Bei sehr stark ausgeprägter Schwerhörigkeit oder Taubheit reicht die Verordnung eines Hörgerätes nicht mehr aus. In diesen Fällen wird die Option eines sogenannten Cochlea Implantates geprüft. Das CI-Zentrum des LUKS ist eines von schweizweit fünf Zentren für diese Operation und verzeichnet steigende Patientenzahlen. «Mit einem Cochlea Implantat haben wir die Möglichkeit, das nicht funktionsfähige Innenohr zu umgehen und direkt den Hörnerven zu stimulieren, welcher die akustischen Informationen an die für das Hören zuständigen Regionen des Gehirns weiterleitet», erklärt Martin.

Implantat hält mindestens 20 Jahre

Das CI-Zentrum des LUKS, in dem zahlreiche Berufsgruppen innerhalb der HNO-Klinik zusammenarbeiten, kümmert sich um die langjährige Nachsorge aller Patientinnen und Patienten. «Erwachsene, die mit einem CI versorgt werden, haben ihre Sprachentwicklung bereits seit vielen Jahren abgeschlossen. Dies trifft auf Säuglinge und Kleinkinder nicht zu, daher ist nach der Implantation ein regelmässiges und langjähriges Hörtraining erforderlich», erklärt Martin. Am LUKS werden dazu beispielsweise auch Musik-Therapien angeboten.

Trotz Cochlea-Implantat können Kinder nahezu allen Tätigkeiten nachgehen, die auch ihren hörgesunden Altersgenossen offenstehen, z.B. Schwimmen, Skifahren oder Fussball spielen. Auch hat das Wachstum der Kinder keinen Einfluss auf das Implantat, es muss nicht der Grösse der Kinder angepasst werden. Die Lebensdauer eines Implantates beträgt mittlerweile mehrere Jahrzehnte, erklärt Martin, der äusserlich getragene Prozessor werde circa alle sechs Jahre gewechselt. «Durch engmaschige Nachsorgeuntersuchungen stellt unser interdisziplinäres Team sicher, dass eventuelle Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden können. Ein optimal eingestelltes Cochlea-Implantat ist die Voraussetzung dafür, dass die Kinder ihre Potentiale voll entwickeln können.»

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