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«Wir können Parkinson-Betroffenen in jedem Krankheitsstadium helfen»

Am 11. April ist Welt-Parkinson-Tag. Parkinson-Spezialist Prof. Dr. med. Stephan Bohlhalter, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurorehabilitation am Luzerner Kantonsspital (LUKS), beantwortet drei Fragen zur Krankheit und zu aktuellen Behandlungsmöglichkeiten.
10. April 2024
Lesezeit: 2 Minuten
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Wie macht sich die Krankheit bemerkbar? 

In den Anfangsstadien von Parkinson sind die Symptome meist mild. So zeigen Betroffene zum Beispiel einseitiges Ruhezittern, sie haben wegen Muskelsteifigkeit einseitige Schulter-Arm-Schmerzen, machen kürzere Schritte oder wirken zurückgezogener. Angehörige bemerken vielleicht eine verminderte Mimik und eine leisere Stimme. Parkinson betrifft aber nicht nur die Bewegungsfähigkeit. Verstopfungen, depressive Störungen oder Schlafstörungen sind ebenfalls typische frühe Symptome. Auch lebhafte Träume, in denen die erkrankte Person im Schlaf schreit oder um sich schlägt, treten bereits in der frühen Phase häufig auf. Wenn die Symptome nach einigen Monaten weiter zunehmen, melden sich die Betroffenen meist bei ihrer Hausarztpraxis, wo eine Behandlung beginnt oder eine Zuweisung an eine Spezialistin oder einen Spezialisten erfolgt. 

Welche Behandlung gibt es für die erste Krankheits-Phase? 

Das Hauptproblem bei Parkinson ist, dass der Botenstoff Dopamin im Gehirn abnimmt. Den Mangel können wir mit Tabletten ausgleichen, die eine Vorläufersubstanz von Dopamin (L-Dopa) enthalten, sowie Wirkstoffe, die an den Rezeptorstellen wirken oder auch den Abbau von Dopamin hemmen. 

Wichtig sind auch körperliche Aktivität und Physiotherapie. Dadurch können Betroffene ihr Gleichgewicht und ihre Alltagskompetenzen fördern.

Mit diesen drei Behandlungsmöglichkeiten können wir in der frühen Phase für die Betroffenen meist rasch eine Verbesserung erzielen. Wichtig sind ferner auch körperliche Aktivität und Physiotherapie. Dadurch können Betroffene ihr Gleichgewicht und ihre Alltagskompetenzen fördern. Besonders positiv wirkt sich übrigens Tanzen auf die Beweglichkeit von Parkinson-Patientinnen und -Patienten aus. 

Welche Therapien gibt es, wenn die Krankheit fortschreitet? 

Mit der Zeit lässt die Wirkungsdauer der Tabletten nach. Betroffene müssen mehr Tabletten einnehmen und die Zeit zwischen den Tabletteneinnahmen verkürzen. Anfangs kann man die Medikamente anpassen oder verschiedene Medikamente miteinander kombinieren. Wenn diese Möglichkeit erschöpft ist, stehen uns sogenannte apparategestützte Behandlungen zur Verfügung. Eine Form ist die tiefe Hirnstimulation. Dies ist eine Art Hirnschrittmacher, durch den die Hirnregionen, die nicht mehr gut funktionieren, mit kleinen elektrischen Impulsen stimuliert werden. Falls dies für Betroffene nicht in Frage kommt, gibt es Infusionsbehandlungen. Dabei wird das Medikament über eine Pumpe durch die Bauchdecke kontinuierlich verabreicht, so dass die Menge des Medikaments im Blut konstant bleibt und Wirkungsschwankungen verbessert werden. Auch wenn wir nur Symptome bekämpfen und das Fortschreiten der Krankheit letztlich nicht verhindern, können wir als Fachleute der Neurologie, Pflege und Therapien wesentlich dazu beitragen, die Lebensqualität unserer Parkinson-Patientinnen und -Patienten in jedem Krankheitsstadium zu verbessern
 

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