Worauf muss Mann sich mit der Diagnose Hodenkrebs einstellen?
Hodenkrebs ist selten und tritt am häufigsten bei jungen Männern zwischen 15 und 45 Jahren auf. Als naher Verwandter eines Betroffenen haben Sie ein leicht erhöhtes Risiko zu erkranken. Studien zeigen, dass das Risiko für Brüder von Hodenkrebspatienten etwa vier- bis achtmal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Da die Erkrankung in der Schweiz jedoch nur bei 10 von 100’000 Menschen auftritt, liegt Ihr Risiko bei weniger als 1 Promille pro Jahr. Zum Vergleich: Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, ist deutlich höher.
Gesunder Lebensstil hilft auch hier
Zur Vorbeugung gibt es leider keine spezifischen Massnahmen. Einige Risikofaktoren wie genetische Veranlagung oder Kryptorchismus (nicht abgestiegene Hoden im Kindesalter) lassen sich nicht beeinflussen. Ein allgemein gesunder Lebensstil ist medizinisch generell empfohlen und könnte viele Risiken nebst Hodenkrebs senken. Als Urologe betone ich bei Männern immer augenzwinkernd, dass dies auch die Potenz verbessert: Verzichten Sie auf Tabak und Cannabis, konsumieren Sie Alkohol massvoll und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie regelmässige körperliche Aktivität.
Sich regelmässig selber untersuchen
Die wichtigste Massnahme zur Früherkennung ist die monatliche Selbstuntersuchung der Hoden. Tasten Sie Ihre Hoden am besten nach dem Duschen oder Baden vorsichtig ab und achten Sie auf Verhärtungen oder Grössenzunahme. Bei Auffälligkeiten sollten Sie umgehend einen Arzt für einen Ultraschall aufsuchen.
Eine Hodenkrebsdiagnose ist für Betroffene oft ein Schock. Die gute Nachricht: Hodenkrebs gehört zu den am besten behandelbaren Krebsarten mit sehr hohen Heilungsraten von über 95 Prozent, sogar in Stadien mit Ablegern. Die Behandlung besteht meist aus der operativen Entfernung des betroffenen Hodens. Nur bei Ablegern ist eine Operation der Ableger, Chemotherapie und/oder Bestrahlung nötig.
Auch psychische und soziale Themen
Neben körperlichen Belastungen müssen sich Betroffene auch mit psychischen und sozialen Herausforderungen befassen. Themen wie Fruchtbarkeit, Sexualität und Körperbild werden wichtig. Eine psychoonkologische Begleitung kann helfen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen wird von vielen Patienten als unterstützend empfunden.
Nach erfolgreicher Behandlung sind regelmässige Nachsorgeuntersuchungen über mehrere Jahre wichtig. Die meisten Patienten können jedoch ein normales Leben führen und haben eine sehr gute Langzeitprognose.
Lassen Sie sich also von der Diagnose Ihres Bruders nicht übermässig beunruhigen: Ihr persönliches Risiko bleibt gering. Aber die regelmässige Selbstuntersuchung ist auf jeden Fall empfehlenswert.