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Auffälligkeiten am Eierstock: Wie lange kann ich warten?

Seit einigen Wochen habe ich (58 Jahre) immer wieder ein Ziehen im linken Unterbauch. Meine Frauenärztin hat im Ultraschall einen auffälligen Befund am Eierstock und Bauchwasser festgestellt. Auch die Laborwerte weisen auf eine bösartige Erkrankung hin. Sie hat dringend eine Operation empfohlen. Ich möchte lieber abwarten. Ist das in Ordnung?
1. Februar 2021
Lesezeit: 2 Minuten
Brambs Christiane WebseiteBanner

PD Dr. med. Christine Brambs, Chefärztin und Co-Leiterin der Frauenklinik am Luzerner Kantonsspital

Ich kann Ihre Skepsis verstehen, rate aber zur Operation. Zwar ist nicht jede Struktur am Eierstock beunruhigend. Insbesondere bei Frauen vor den Wechseljahren sind Zysten am Eierstock bis zu einer bestimmten Grösse normal. Nach den Wechseljahren aber, wenn die Eierstöcke kleiner werden und keine nennenswerten Hormonmengen mehr produzieren, sollten Auffälligkeiten am Eierstock abgeklärt werden. Die Eierstöcke produzieren die weiblichen Geschlechtshormone, beherbergen die Eizellen und sind der Ort des Eisprungs. Die regelmässigen Eisprünge und die hormonellen Einflüsse sind Gründe, warum sich an Eierstöcken mitunter Zysten (flüssigkeitsgefüllte Struktur) oder andere Auffälligkeiten bilden können. 

Eine Abklärung ist insbesondere dann nötig, wenn etwa Schmerzen oder ein Völlegefühl verspürt werden. Eine Ultraschall-Untersuchung bei Ihrer Frauenärztin liefert viele wertvolle Hinweise. So sollte Wasser im Bauch oder Becken weiter untersucht werden. Insbesondere sollten zudem Strukturen am Eierstock, die neben zystischen Anteilen auch Gewebe enthalten sowie stark durchblutet oder unregelmässig begrenzt sind, unbedingt weiter abgeklärt werden.

Bei einer bösartigen Erkrankung des Eierstocks ist es angezeigt, innert zirka vier Wochen zu handeln und einen Eingriff zu planen.

PD Dr. med. Christine Brambs

Via Blutuntersuchung kann ein Eierstockkrebs aktuell nicht eindeutig nachgewiesen werden, doch ist bei dieser Erkrankung ein Blutwert namens CA125 oft deutlich erhöht. Meist liefern zusätzliche Abklärungen (CT, MRI) auch Hinweise auf eine bösartige Erkrankung der Eierstöcke. Die definitive Diagnose kann allerdings nur die Untersuchung von verändertem Gewebe bringen, in der Regel im Rahmen einer Operation. 

Bei einer bösartigen Erkrankung des Eierstocks ist es angezeigt, innert zirka vier Wochen zu handeln und einen Eingriff zu planen. So kann man die Diagnose sichern, erkrankte Strukturen entfernen und eine weitere Ausbreitung verhindern. Bei hohem Krebsverdacht erfolgt diese Operation meist über einen Bauchschnitt. Bereits während der Operation wird Gewebe unter dem Mikroskop ausgewertet, um festzustellen, ob eine bösartige Erkrankung vorliegt. Bestätigt sich dies, werden beim Eingriff die Eierstöcke und Eileiter, die Gebärmutter und das Bauchnetz (Omentum) entfernt.

Zuweilen müssen auch Lymphknoten im Becken und entlang der grossen Gefässe sowie andere veränderte Strukturen entfernt werden. Oberstes Ziel ist die Entfernung aller Auffälligkeiten in Bauch und Becken. Hier arbeiten wir als gynäkologische Onkologen sehr eng mit den Chirurgen und Urologen zusammen. Wenn wir solch grosse Eingriffe vornehmen, tun wir das im Wissen, dass die Entfernung allen Tumorgewebes für die Prognose der Erkrankung entscheidend ist. Zusammenfassend würde ich Ihrer Frauenärztin absolut zustimmen: Eine Operation ist dringend zu empfehlen. 

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