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Dank Hornhauttransplantation kann Sandra Marent ihren Traumberuf weiter ausüben

Wenn das Sehen plötzlich schwindet, verändert sich das ganze Leben. Zum Welttag des Sehens am 9. Oktober 2025 erzählt Sandra Marent (42), Gruppenleiterin beim Rettungsdienst des Luzerner Kantonsspitals (LUKS) in Sursee, ihre Geschichte: Eine seltene Augenkrankheit brachte sie beinahe um ihren Traumberuf. Dank einer Hornhauttransplantation kann sie heute wieder sehen – und anderen Menschen in Not helfen.
9. Oktober 2025
Lesezeit: 4 Minuten
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Sandra Marent, Gruppenleiterin beim Rettungsdienst des LUKS Sursee

Alles begann unauffällig. Sandra Marent, damals ausgebildete Pflegefachfrau und bereits im Gesundheitswesen tätig, bemerkte beim Lesen verschwommene Buchstaben. «Ich dachte an eine normale Sehverschlechterung», erzählt sie. Doch ihr Sehvermögen verschlechterte sich zunehmend: Lichtquellen erschienen ihr wie grelle Sterne, Strassenschilder verschwammen.  Was sie zunächst für Einbildung hielt, wurde zur Realität. 

Die Diagnose: Keratokonus
2008, nach zahlreichen Arztbesuchen, wurde endlich die Diagnose gestellt: Keratokonus – eine seltene, fortschreitende Erkrankung der Hornhaut. Sandra Marent hatte bis dahin noch nie von dieser Krankheit gehört. Spezialistinnen und Spezialisten erklärten ihr, dass sich bei Keratokonus die Hornhaut kegelförmig vorwölbt und gleichzeitig immer dünner wird – am stärksten meist in der Mitte der Hornhaut. Diese besondere Form der Verformung ist durch die Brille nicht vollständig korrigierbar ist. Die Patienten erleben oft verschwommenes, verzerrtes Sehen, Doppelt‑ oder Geisterbilder, erhöhte Blendempfindlichkeit und häufig wechselnde Sehstärken. Die Ursachen sind bislang unklar – genetische Disposition, aber auch Umweltfaktoren könnten eine Rolle spielen. Eine vollständige Heilung gibt es nicht, aber es gibt Ansätze, den Verlauf zu verlangsamen oder zu stabilisieren. In frühen Stadien können Brillen oder speziell angepasste Kontaktlinsen helfen.

Erste Hilfe durch Sklerallinsen
Ein Optometrist machte Sandra Marent auf sogenannte Sklerallinsen aufmerksam. Das sind formstabile Kontaktlinsen, welche mit ihrer regulären Form die irreguläre Hornhaut überbrücken und so die Unebenheiten ausgleichen. Diese Linsen waren damals meine Rettung – sie machten den Alltag wieder erträglicher», sagt sie rückblickend «Mit Brille sah ich jedoch kaum noch etwas. Doch die Herausforderung blieb für Sandra Marent nach wie vor: «Immer wieder wurde sie im Alltag mit schwierigen Situationen konfrontiert: «Ich reise sehr gerne. Auf einem Nachtflug nach Kanada habe ich zum Schlafen die Linsen herausgenommen. Nach einem Toilettengang fand ich meinen Sitzplatz nicht mehr. Ohne Linsen war ich praktisch blind. Das war beängstigend.» Zudem war Sandra Marent mitten in der Ausbildung zur diplomierten Rettungssanitäterin «Meinem Traumberuf». Aber ohne gute Sehleistung ist dieser Job schlicht nicht ausübbar, allein schon wegen der Sehtests für die Fahrbewilligung Kategorie C+», erzählt Marent.

Der Wendepunkt in Sandras Leben
Eine akute Augenentzündung zwang Sandra Marent dazu, die Linse völlig abzusetzen – damit war das Sehen unmöglich und ich konnte meiner Arbeit nicht mehr nachgehen. «Mir wurde klar: So kann es nicht weitergehen.» In der Augenklinik des Luzerner Kantonsspitals LUKS schlug mir Prof. Dr. med. Claude Kaufmann, Leiter der Hornhautabteilung, eine Hornhauttransplantation vor. «Vor einem solchen Eingriff hatte ich grossen Respekt – zugleich aber auch die Hoffnung, dass sich meine Sehqualität verbessern würde», erinnert sie sich.

Ein neues Leben – dank Hornhauttransplantation
Im 2019 wurde Sandra Marent am rechten Auge operiert – mit Erfolg. «Plötzlich war meine Welt wieder farbig, scharf und klar – zumindest auf einem Auge. Es war unglaublich.» Heute braucht sie nur noch auf einem Auge eine Sklerallinse, leitet ein Team im Rettungsdienst am LUKS Sursee – und ist vor allem dankbar: «Ohne die Transplantation hätte ich meinen Beruf aufgeben müssen. Dass ich heute wieder so gut sehen kann, bedeutet für mich alles.»

Prof. Dr. med. Claude Kaufmann erklärt: «Bei einer Hornhauttransplantation ersetzen wir die erkrankte Hornhaut ganz oder teilweise durch Spendergewebe. Dank moderner Operationsmethoden – etwa lamellären Transplantationen, bei denen nur die betroffene Schicht ausgetauscht wird – ist der Eingriff heute deutlich schonender als früher. Viele Patientinnen und Patienten gewinnen dadurch nicht nur Sehschärfe zurück, sondern auch Lebensqualität. Entscheidend sind jedoch das Vorhandensein eines Spendergewebes sowie eine sorgfältige Nachsorge, um postoperative Komplikationen zu vermeiden.» 

Ob sie sich auch am zweiten Auge operieren lässt, hält sich Sandra Marent noch offen. «Ich denke fast täglich darüber nach», sagt sie. «Aber ich müsste wieder mehrere Monate aussetzen – das ist nicht leicht. Ich habe grossen Respekt davor, diesen Weg nochmals zu gehen.»

 

Hornhautspende – eine Chance wieder zu sehen
Jedes Jahr warten zahlreiche Menschen wie Sandra Marent auf eine Hornhauttransplantation, um ihr Augenlicht wiederzuerlangen. Leider ist die Spendenbereitschaft in der Schweiz gering. Am Luzerner Kantonsspital stimmen zu Lebzeiten lediglich 10% der in Frage kommenden Spender (oder nach dem Tod deren Angehörige) einer Hornhautspende zu.» Bei Hornhauttransplantationen handelt es sich um Gewebespenden – nicht um Organspenden. «Die gespendeten Hornhäute stammen häufig aus europäischen Ländern oder den USA und es gibt lange Wartezeiten.  Abhängig von der Grunderkrankung hält ein Hornhauttransplantat zwischen wenigen Jahren bis zu zwei Jahrzehnte. Claude Kaufmann, erklärt: «Viele Menschen kennen die Organspende, aber nur wenige wissen, dass auch Gewebe wie die Hornhaut gespendet werden kann. Dabei kämen für eine Gewebespende wesentlich mehr Menschen infrage. Eine Hornhautspende ist nicht entstellend und ist dem verstorbenen Spender nicht anzusehen. Hornhautspender können problemlos aufgebahrt werden, sodass die Hinterbliebenen dieser grosszügigen Person ungestört Abschied nehmen können.»
Transplantation von Gewebe - Swisstransplant

 

Stiftung Augenklinik: Ein Blick auf die Zukunft
Dass heute moderne Behandlungen wie Hornhauttransplantationen überhaupt möglich sind, ist nicht zuletzt dem Engagement von Fachpersonen und der gezielten Förderung von Forschung und Aus- und Weiterbildung zu verdanken. Auch die Stiftung Augenklinik des LUKS leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Sie unterstützt unter anderem Projekte, die Betroffenen wie Sandra Marent neue Lebensqualität schenken – und Hoffnung auf eine selbstbestimmte Zukunft.
Stiftung Augenklinik am LUKS | Luzerner Kantonsspital

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