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Die Hornhaut, unser Fenster zur Welt

tactuel - Die Hornhaut, Kornea, ist eine klare Scheibe, die zirkulär durch den Limbus von der Lederhaut abgegrenzt ist. Sie leistet einen grossen Teil der Lichtbrechung und hat für das menschliche Sehen zentrale Funktionen. Ist sie geschädigt, kann dies zu grossen Einschränkungen führen.
10. Januar 2022
Lesezeit: 7 Minuten
Modell Auge

Nicht nur stellt die Hornhaut als äussere Grenze eine wichtige Schutzbarriere für das Auge dar. Sie ermöglicht durch ihre exakte Brechung des Lichts auch einen klaren Seheindruck. In einem gesunden Auge wird das einfallende Licht sowohl durch die Hornhaut als auch durch die sich dahinter befindende Linse gebrochen, um dann an der Netzhaut von unzähligen Nerven verarbeitet und an das Gehirn weitergeleitet zu werden. Wenn die Hornhaut durch eine Krankheit oder einen Unfall beschädigt wird, hat dies weitreichende Folgen für die Sehleistung. Im Folgenden schildern wir die häufigsten Erkrankungen der Hornhaut und wie diese behandelt werden können.

Keratokonus

Beim Keratokonus handelt es sich um die häufigste Erkrankung der Hornhaut, bei welcher sich deren Form verändert. Es kommt zu einer fortschreitenden Vorwölbung und Verdünnung der Hornhaut und einer damit verbundenen starken Einschränkung der Sehleistung. Die zugrunde liegende Ursache ist bis heute nicht bekannt. Man vermutet jedoch, dass genetische Einflüsse und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Als Risikofaktoren gelten ein junges Alter, bekannte Allergien insbesondere Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis sowie bereits Fälle in der Familiengeschichte. Ausgelöst werden kann ein Keratokonus unter anderem durch ein starkes Reiben der Augen und weist meist in der Pubertät und während einer Schwangerschaft ein deutliches Fortschreiten auf. Ab dem Alter von 35 Jahren nimmt die Aktivität der Erkrankung meistens ab und diese bleibt stabil (Hier findet sich ein Informations- Video für Patientinnen und Patienten).

Symptome

Aufgrund der fortschreitenden Wölbung der Hornhaut kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer zunehmenden Kurzsichtigkeit und einer unregelmässigen Krümmung (Astigmatismus) der Hornhaut. Beides nehmen die betroffenen Patientinnen und Patienten als eine Sehverschlechterung wahr.
Weitere Symptome sind häufig eine starke Lichtempfindlichkeit und die Wahrnehmung von Doppelkonturen.

Diagnose

Die zunehmende Sehverschlechterung führt in den meisten Fällen zum Besuch des Augenarztes. Hier kann die Diagnose schliesslich durch spezielle Untersuchungen wie z. B. einer Hornhauttopographie, gestellt werden. Mit dieser Untersuchung werden sowohl die Hornhautober- und rückfläche als auch die Hornhautdicke gemessen. Selbst kleinste Veränderungen im Rahmen eines Keratokonus können so schon frühzeitig entdeckt werden.

Behandlung

Ein Keratokonus führt nicht zur Erblindung. Das Fortschreiten der Erkrankung führt aber zu einer einschränkenden Sehleistungsminderung. In frühen Stadien der Erkrankung ist es möglich, die reduzierte Sehschärfe mit Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren. In den fortgeschrittenen Stadien ist eine Korrektur nur noch durch die Verwendung von harten Kontaktlinsen möglich. Kommt es aber zu einer so starken Zunahme der Irregularität der Hornhaut, dass selbst mit einer Kontaktlinse keine ausreichende Sehfähigkeit mehr erzielt werden kann, besteht die Möglichkeit einer Hornhauttransplantation.
Um zu verhindern, dass es zu diesem Fortschreiten der Erkrankung kommt, besteht heutzutage die Möglichkeit in einem frühen Stadium der Erkrankung das Hornhautgewebe mittels einer Kollagenvernetzung (Corneal Crosslinking) zu stabilisieren. Bei diesem Eingriff erzeugt man mittels Vitamin- B2-Augentropfen und UV-Licht eine fotochemische Reaktion in der Hornhaut und regt dadurch die Bildung von mehr Quervernetzungen an. Diese sollen die Stabilität der Hornhaut erhöhen und damit das Fortschreiten der Vorwölbung verhindern.

Hornhauttransplantation

Bei einer Hornhauttransplantation handelt es sich um eine Operation, in welcher die beschädigten Anteile der Hornhaut gegen ein gesundes Spendepräparat ausgetauscht werden. Bei einem Keratokonus können zwei Operationsmethoden angewendet werden. Die älteste und damit am häufigsten durchgeführte Operation ist eine Transplantation der gesamten Hornhaut. Diesen Eingriff bezeichnen wir als penetrierende Keratoplastik (siehe Bild). Hier wird die erkrankte Hornhaut vollständig, am Stück, entfernt. Anschliessend wird die gespendete Hornhaut mit mehreren Nähten in das Auge eingenäht. Die Erfolgsrate ist bei einem solchen Eingriff sehr hoch. Jedoch muss mit einer ein- bis zweijährigen Heilungsphase gerechnet werden. Die Gefahr einer Abstossung ist im Allgemeinen sehr gering und wird durch die lebenslange Applikation von Cortison-Augentropfen nochmals verringert.
Bei der zweiten Operationsmöglichkeit handelt es sich um einen Eingriff, in welchem nur die vordere Schicht der Hornhaut transplantiert wird. Da es sich bei den Betroffenen häufig um jüngere Patientinnen und Patienten mit einer gesunden inneren Zellschicht der Hornhaut handelt, ist dies eine attraktive Alternative zur vollständigen Transplantation. Der Vorteil liegt hierbei in einer geringeren Anzahl an Abstossungsreaktionen.

Hornhauttransplantation
Auge nach penetrierender Keratoplastik.

Fuchs’sche Endotheldystrophie

Die Fuchs’sche Endotheldystrophie wird zu den kornealen Dystrophien gezählt. Bei den kornealen Dystrophien handelt es sich um eine Gruppe genetisch bedingter Hornhauterkrankungen. Es kommt hierbei zu einer typischerweise beidseitigen, weitgehend symmetrischen und meist langsam fortschreitenden Schädigung der Hornhaut. Um die Problematik der Fuchs’sche Endotheldystrophie zu verstehen, muss man sich zuerst mit den Gegebenheiten der Hornhaut auseinandersetzen. In einem gesunden Auge fällt das Licht durch die Hornhaut, um anschliessend durch die Pupille zu gelangen und endgültig an der innersten Schicht, der Netzhaut, zu Bildern verarbeitet zu werden. Kommt es jedoch zu einer Trübung der Hornhaut, kann dies zu einem stark reduzierten Seheindruck führen.
Bei der Fuchs’schen Endotheldystrophie kommt es zu einer fortschreitenden Abnahme von Zellen an der inneren Seite der Hornhaut, welche die Wasserkonzentration regulieren. Aufgrund dieser voranschreitenden Abnahme kommt es zu einer starken Ansammlung von Flüssigkeit in der Hornhaut, da die verbleibenden Zellen keine ausreichende Pumpfunktion mehr gewährleisten können. Hierdurch kommt es zu einer Schwellung und Trübung der Hornhaut und schliesslich zu einer Abnahme der Sehkraft.

Symptome

Häufig beginnen die ersten Symptome in der dritten bis vierten Lebensdekade. Anfänglich merken die betroffenen Patientinnen und Patienten meist einen fortschreitenden Verlust der Sehschärfe, welcher sich insbesondere in der Wahrnehmung von Kontrasten äussert. In späteren Stadien geben sie eine stark verschwommene und neblige Sicht an, die morgens meist am stärksten ist und sich im Laufe des Tages wieder bessert. Begleitet wird diese häufig durch eine vermehrte Lichtempfindlichkeit. In späteren Stadien der Erkrankung kann es ebenfalls zu Schmerzen kommen, da die oberflächliche Schicht der Hornhaut aufbricht.

Diagnose

Die Abnahme der pumpenden Zellen in der innersten Hornhautschicht kann bei einem Untersuch beim Augenarzt oder bei der Augenärztin entdeckt werden. Sie haben die Möglichkeit, die Anzahl der Zellen zu messen.

Behandlung

In den frühen Stadien der Erkrankung besteht die Möglichkeit, eine Linderung der Symptome mit Kochsalztropfen zu erreichen, welche den Anteil der Flüssigkeit in der Hornhaut verringern. Eine ursächliche Behandlung und Heilung ist jedoch momentan nur durch eine Transplantation der Hornhaut zu erzielen. Im Rahmen dieser Operation wird heutzutage nur die betroffene, innere Schicht der Hornhaut ersetzt. Dies ermöglicht im Vergleich zu einer kompletten Transplantation einen schnelleren Heilungsverlauf und eine rasche Rehabilitation. Häufig kann durch einen solchen Eingriff die Sehleistung wieder merklich verbessert werden.

Kontaktlinsen-assoziierte Infektionen der Hornhaut (Keratitis)

Bei einer Keratitis handelt es sich um eine Entzündung der Hornhaut. Diese kann durch eine grosse Anzahl an Ursachen, unter anderem chemische, physikalische oder biologische Erreger wie Bakterien oder Viren, entstehen.

Kontaktlinsen

Einer der Hauptrisikofaktoren für eine Keratitis stellt das regelmässige Tragen weicher Kontaktlinsen dar. In einem gesunden Auge stellt eine geschlossene Oberfläche eine gute Schutzbarriere gegen Erreger dar und verhindert das Eindringen schädlicher Organismen. Durch eine fehlerhafte Anwendung oder ein zu langes Tragen der Linsen kann es jedoch zu einer Schädigung der Hornhaut kommen und dadurch zu einer Unterbrechung dieser intakten Schutzschicht. Dadurch können Erreger leichter in das Gewebe der Hornhaut eindringen und zu einer Entzündung führen.

Symptome

Hauptsymptome einer Hornhautentzündung sind starke Schmerzen. Meistens beschreiben die Patientinnen und Patienten in einer frühen Phase der Entzündung ein starkes Kratzen und Fremdkörpergefühl, welches sich im weiteren Verlauf zu starken Schmerzen verschlimmern kann. Zudem kommt es zur Reduktion der Sehleistung beziehungsweise verschwommenes Sehen und starke Blendung.

Diagnose

Die Diagnose wird meistens bei einer notfallmässigen Konsultation beim Augenarzt oder bei der Augenärztin gestellt. Die Infektion wird im Rahmen der Untersuchung an der Spaltlampe, einem Mikroskop zur Betrachtung des Auges, gestellt. Ein rascher Beginn einer Therapie, abhängig von der jeweiligen Ursache, ist für den Verlauf der Entzündung entscheidend. Da häufig ein Bakterium oder Parasit Ursache für die Infektion der Hornhaut ist, wird ein Abstrich der betroffenen Hornhaut genommen. Anschliessend wird der Erreger im Labor auf speziellen Nährmedien analysiert.

Behandlung

Je nach Erreger besteht die Therapie aus antibiotischen Topfen (gegen Bakterien), antimykotischen Tropfen (gegen Pilze) oder antiviralen Salben (gegen Viren). Kommt es zu keiner rechtzeitigen oder richtigen Therapie kann es im Verlauf zu einer Vernarbung der Hornhaut kommen oder sogar zu einem Voranschreiten der Entzündung in das Auge. Insbesondere letzteres stellt eine akute Gefahr für einen dauerhaften Sehverlust dar.

Quelle: tactuel Nr. 4 | 2021

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