LUKS-Forschungstag: Vernetzung ist sehr wichtig für den Erfolg
Prof. em. Dr. sc. nat. Markus Rudin, Gründungsdirektor von The Loop Zurich (Medical Research Center), sprach als Gastredner des Forschungstags am Luzerner Kantonsspital (LUKS) vom 28. Oktober 2024 über visionäre Forschung für die Medizin von morgen. The Loop Zurich will komplementäre Expertisen zusammenführen und somit Präzisionsmedizin fördern. Interinstitutionelle Projekte und Plattformen bringen Daten von mehreren Zürcher Spitälern mit den beiden universitären Hochschulen in Zürich (Universität und ETHZ) zusammen. Rudin erklärte, wie sie translationale Projekte breit evaluieren und finanziell fördern. Aktuell laufen vier solche Projekte in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaft, Infektiologie / Immunologie und Stoffwechsel / Energiehaushalt.
Experten geben Tipps für den Erfolg
Beim anschliessenden Podiumsgespräch, moderiert durch Prof. Dr. med. Balthasar Hug, Chefarzt Innere Medizin des LUKS Luzern, wurde nach einer Kooperationsmöglichkeit des LUKS mit The Loop Zurich gefragt. Gemäss Markus Rudin braucht es primär einen SPHN-Zugang, um sich bei der Biomedizin Informatik Plattform anhängen zu können. SPHN ist das Swiss Personalized Health Network. Ausserdem könnten Mitarbeitende von ausserkantonalen Institutionen Co-Investigator bei grossen Projekten werden. Prof. Dr. med. Reto Babst, Medizinischer Leiter Joint Medical Master & Skills Lab des LUKS, sagte, dass das LUKS einen SPHN-Zugang habe und betonte, dass es sinnvoll ist, bei solchen bestehenden Kooperationen mitzumachen: «Wir können vom Netzwerk lernen und uns in der Synergie weiterentwickeln.»
Prof. Dr. med. François Curtin, Leiter des Zentrums für Klinische Forschung des LUKS, findet eine gemeinsame Vision der Forschung wichtig. Man braucht eine kritische Masse von Patientendaten für eine gute Forschung. Deshalb ist der Zusammenschluss mit anderen Spitälern und Universitäten wichtig. Eine grosse Hürde bei einer überkantonalen Zusammenarbeit sind die Datenschutzbestimmungen der Kantone. Die Datenschutzbehörden sollten bereits während dem Erarbeitungsprozess integriert und als Kooperationspartner berücksichtigt werden. Für grosse translationale Projekte muss zukünftig eine Harmonisierung über die Kantone hinaus stattfinden.
Prof. Dr. med. Christian Fankhauser, Leitender Arzt Urologie am LUKS Luzern, erläuterte in einem Inputreferat seine Erkenntnisse zur Akquisition von Drittmitteln. Längst nicht alle Eingaben für Fördergelder sind erfolgreich. Misserfolge gehören dazu. Er rät den Kolleginnen und Kollegen dranzubleiben, sich eine Liste mit möglichen Geldgebern für ihr Fachgebiet zu erstellen, Vertrauen zu Industriepartnern und ein Netzwerk in Fachkomitees aufzubauen. Auf die richtige Teamzusammensetzung zu achten und schlussendlich «abzuliefern». Zudem brauche es intern eine gute Grundlage für Ärzte und Ärztinnen, welche forschen möchten. Der Return on Investment in der Forschung sei gemäss Studien etwa viermal so hoch wie der investierte Betrag. Die Forschung generiert einen Gewinn auf ganz vielen verschiedenen gesellschaftlichen und klinischen Ebenen.
Dr. med. Annika Reintam Blaser, Leitende Ärztin am Zentrum für Intensivmedizin am LUKS Luzern, macht seit 2009 multizentrische Studien in der klinischen Forschung. Sie erläutert, wie wichtig dabei die Supportfunktionen wie Dokumentenerstellung, Buchhaltung, Kommunikation, IT, Rechtsdienst, Datenschutzverantwortliche usw. sind. Der Erfolg ist vom Team abhängig: «Mit adäquater Unterstützung können Mediziner in der Forschung effizient arbeiten und weitere Grants erhalten.»
Beim zweiten Podiumsgespräch betont Prof. Dr. med. Thomas Nyffeler, Chefarzt Neurorehabilitation des LUKS, dass die Infrastruktur am LUKS gute Voraussetzungen für Grundlagenprojekte schafft, etwa dank der Bildgebung im Haus. Die klinische Forschung ist ein sehr kompetitiver Bereich und die Vernetzung in der Branche wichtig. Wichtig ist laut Prof. Dr. med. Oliver Gautschi-Bachofer, Chefarzt ad personam der medizinischen Onkologie des LUKS Luzern, auch die Zusammenarbeit mit der Industrie. Um diese aufzubauen, sind viel Zeit, Stabilität und Erfolge nötig.
Annika Reintam Blaser und Christian Fankhauser richten ihren Wunsch nach Unterstützungsprozessen an die Leitung des Zentrums für klinische Forschung, François Curtin. Idealerweise müsste ein Arzt alle Aufgaben, welche nicht zur klinischen Arbeit gehören, zum Beispiel Projekt Management, abgeben können.
Preisverleihung: 39 Projekte eingereicht
Die Stiftung für klinische Forschung hat ein Preisgeld von CHF 5000 ausgeschrieben. Forschende am LUKS haben 39 laufende und geplante Projekte eingegeben. Die Jury freute sich über zahlreichen sehr diversen und spannenden Eingaben.
Beurteilt hat sie unter anderem Innovationspotenztial, Eigenleistung des Autors und Methodik. Gewonnen hat das Projekt von Dr. med. Sara Ardabili (Frauenklinik) mit dem Titel «Reconsidering our antibiotic regimen for preterm premature rupture of membranes (PPROM)». Es wurde mit CHF 2000 ausgezeichnet. Ein Preisgeld von je CHF 1500 ging an die Projekte von KD Dr. med. Michael Büttcher (Kinderspital; OPTISCAB-trial - Optimal treatment of scabies in children and families) und Prof. Dr. med. Simone Schrading (Nuklearmedizin: Etablierung eines neuen MRI-Projektes mit kurzem Untersuchungsprotokoll (AP-MRI) zur flächendeckenden Früherkennung des Mammakarzinoms – Evaluation im Multicenter-Setting am LUKS). Das LUKS gratuliert allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und wünscht viel Erfolg bei der weiterführenden Forschung.
Rückblick und Ehrung
Prof. Dr. med. Reto Babst, verglich den Stand der Forschung am LUKS von 2021 und heute. Auf einige wichtige Meilensteine dürfe man stolz sein:
• Die Stiftung und das Zentrum für klinische Forschung sind erfolgreich gestartet.
• Die Lehr- und Forschungsinfrastruktur wurde aufgebaut.
• Ein neuer Rahmenvertrag mit der Universität Luzern sowie ein Memorandum of Understanding mit der ETHZ wurden unterschrieben.
• Die zweite Kohorte des Joint Medical Masters hat das beste Staatsexamen der Schweiz erzielt.
• Das LUKS hat neu den Namenszusatz «universitäres Lehr- und Forschungsspital» und das Zentrum für klinische Forschung wurde als externes Institut an der Universität Luzern anerkannt.
Reto Babst rät den Forschenden am LUKS: «Forschungsgruppen müssen sich miteinander vernetzen, um noch mehr Wirkung zu erzielen».
Zum Abschluss wurde Reto Babst für sein ausserordentliches Engagement für die Forschung am LUKS geehrt und die Teilnehmenden hatten beim anschliessenden Apero Zeit für informellen Austausch und Vernetzung.