Sieben Fakten und Mythen rund um Epilepsie

In der Schweiz leben rund 80’000 Menschen mit Epilepsie, einer der häufigsten chronischen Erkrankungen des Nervensystems. Rund 5 bis 10% der Menschen erleiden im Lauf ihres Lebens mindestens einen epileptischen Anfall – bei vielen bleibt es bei diesem einen Ereignis. Erst bei wiederholten Anfällen spricht man von Epilepsie
Zu der Erkrankung kursieren viele Missverständnisse. Hier sieben typische Aussagen – und was tatsächlich stimmt:
Epileptische Anfälle sind immer dramatisch
Nicht unbedingt. Die bekannte Form mit Sturz und Zuckungen ist nur eine Erscheinungsform. Viele Anfälle verlaufen unauffällig – z. B. mit kurzem „Wegtreten“, automatisierten Bewegungen oder einem plötzlichen Gefühl von Angst oder Desorientierung. Gerade solche fokalen Anfälle werden oft verkannt oder missverstanden.
Man muss jemanden mit einem epileptischen Anfall festhalten und etwas in den Mund stecken
Falsch. Das ist sogar gefährlich. Betroffene sollen nicht festgehalten werden – das kann zu Verletzungen führen. Auch niemals etwas in den Mund geben – die Person kann sich verschlucken oder verletzen. Das Wichtigste ist: Ruhe bewahren, die Person vor Verletzungen schützen (z. B. scharfe Gegenstände entfernen), die Zeit messen und wenn nötig den Notruf (144) rufen.
Epilepsie ist unheilbar
Das stimmt nur teilweise. Bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen können Anfälle durch Medikamente vollständig kontrolliert werden. Bei bestimmten Epilepsieformen – z. B. mit klar umschriebenem Herdfokus – kann eine epilepsiechirurgische Behandlung zur Heilung führen. Wichtig ist eine individuelle Abklärung in einem spezialisierten Zentrum.
Menschen mit Epilepsie dürfen Sport treiben
Richtig. Sport ist meist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich empfehlenswert – er verbessert das körperliche und seelische Wohlbefinden. Nur bei gewissen Risikosportarten (z. B. Tauchen, Klettern ohne Sicherung) ist Vorsicht geboten. Entscheidend ist die Einschätzung der individuellen Anfallsfreiheit und das Wissen um mögliche Risiken.
Epilepsie bedeutet geistige Behinderung
Falsch. Die meisten Menschen mit Epilepsie haben eine ganz normale Intelligenz. Es gibt zwar seltene Formen von Epilepsie, bei denen Anfälle und geistige Beeinträchtigungen gemeinsam auftreten (z. B. bei genetischen Syndromen), doch das ist die Ausnahme. Epilepsie sagt nichts über kognitive Fähigkeiten oder die Persönlichkeit aus. Ein epileptischer Anfall ist immer ein Notfall.
Epilepsie kann in jedem Alter auftreten
Korrekt. Epilepsie kann auch erstmals im hohen Alter auftreten, z. B. als Folge eines Schlaganfalls, einer Hirnblutung, eines Traumas oder neurodegenerativer Erkrankungen. Nur etwa ein Drittel der Epilepsien beginnt im Kindesalter – der Rest entsteht im Lauf des Lebens.
Frauen mit Epilepsie dürfen keine Kinder bekommen
Falsch. Viele Frauen mit Epilepsie haben gesunde Schwangerschaften und gesunde Kinder. Eine gute ärztliche Begleitung ist jedoch wichtig – insbesondere, um die medikamentöse Therapie optimal einzustellen, da einige Antiepileptika in der Schwangerschaft problematisch sein können. In einem spezialisierten Zentrum kann die Betreuung optimal geplant werden.
Epilepsie ist eine behandelbare Erkrankung – mit Wissen, Offenheit und Verständnis können wir gemeinsam Vorurteile abbauen und Lebensqualität stärken. Der Patiententag der Schweizerischen Epilepsie-Liga und Epi-Suisse, einer Patientenorganisation für Erwachsene und Kinder mit Epilepsie sowie für deren Angehörige, in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Kantonsspital bietet am 29. November 2025 in Luzern Raum für Information, Austausch und gegenseitige Unterstützung.
Informationen zur Tagung und Anmeldung: Patiententag Luzern – Schweizerische Epilepsie-Liga | Luzerner Kantonsspital
Krankheitsbilder
Spezialisten
