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Spezifischere Therapien nach Schlaganfall

Eine neue Studie des Teams um Prof. Dr. med. Thomas Nyffeler, Chefarzt Neurorehabilitation des LUKS-Neurozentrums, konnte erstmals klären, weshalb ein Infarkt bei manchen Betroffenen zu gravierenden Defiziten führt. Die Erkenntnisse sind auch für die Therapie bedeutsam.
7. Juli 2023
Lesezeit: 2 Minuten
Neurozentrum
Prof. Dr. med. Thomas Nyffeler, Dr. phil. Brigitte Kaufmann und PD Dr. med. Dario Cazzoli.

Jährlich erleiden in der Schweiz 16 000 Menschen einen Schlaganfall. Bei rund einem Drittel der Betroffenen führt das zu bleibenden Defiziten, die verschiedene Reaktionen wie Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Verhaltenskontrolle betreffen können. Das hat Folgen in vielen Alltagssituationen, zum Beispiel im Verkehr, wo schnelle Reaktionen wichtig sind. Das Forschungsteam um Prof. Dr. med. Thomas Nyffeler vom Neurozentrum am LUKS in Luzern konnte in einer Studie erstmals klären, dass die Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Verhaltenskontrolle von identischen Netzwerken im Gehirn kontrolliert werden.

Alle 60 an der Studie beteiligten Patientinnen und Patienten führten zwölf Aufgaben aus dem Bereich Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Verhaltenskontrolle durch. Beeinträchtigt waren alle drei Funktionen nur bei den Personen, bei denen der Schlaganfall im vorderen Teil des Gehirns, im sogenannten Multiple-Demand-Netzwerk, stattfand. An diesem Knotenpunkt kreuzen Fasern, die verschiedene Teile des Gehirns miteinander verbinden. Wird der Bereich infolge des Schlaganfalls beschädigt, führt dies zu einem Kollaps des ganzen Systems und somit auch zu den schweren Defiziten. Die Bedeutung des Multiple-Demand-Netzwerks wurde bereits früher an gesunden Menschen untersucht, die Auswirkungen eines Schlaganfalls in der Region konnten mit dieser Studie aber erstmals gezeigt werden.

Wir verstehen das Geheimnis Gehirn nun ein bisschen besser.

Dr. phil. Brigitte Kaufmann, Neuropsychologin am Neurozentrum

Spezifischere kognitive Therapien für Betroffene

Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit über das Zusammenspiel der Hirnregionen lieferten nicht nur einen Beitrag zum besseren Verständnis des Geheimnis Gehirn, sondern seien auch für die Therapie nach einem Schlaganfall von Bedeutung, sagt Dr. phil. Brigitte Kaufmann, Erstautorin der Arbeit und Neuropsychologin am Neurozentrum. «Ein genauer Blick auf das MRI zeigt uns, welche Patientinnen und Patienten einen Infarkt in dieser Region hatten und deshalb deutlich mehr Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags benötigen. » Die spezifisch auf die Kombination der einzelnen Probleme angepassten kognitiven Therapien könnten dann bereits frühzeitig organisiert werden. Allenfalls könne durch die Therapie der einen Funktion, z.B. der Aufmerksamkeit, indirekt auch eine zweite oder dritte Funktion wie Wachsamkeit und Verhaltenskontrolle trainiert werden. In künftigen Studien soll deshalb auch das therapeutische Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Funktionen untersucht werden.

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