Studie zu Hirnschlag: LUKS-Neurowissenschaftlerin erhält 793'000 Franken vom Schweizerischen Nationalfonds

Beim Überqueren einer Strasse schauen wir automatisch nach links und rechts, prüfen die Ampel über uns und achten auf die Bordsteinkante unter unseren Füssen. Diese scheinbar einfachen Handlungen sind das Ergebnis komplexer Prozesse in unserem Gehirn – insbesondere der sogenannten visuell-räumlichen Aufmerksamkeit. Doch was passiert, wenn diese Fähigkeit durch einen Schlaganfall gestört wird?
Genau dieser Frage geht Dr. phil. Brigitte Kaufmann, Neuropsychologin an der Universität Luzern und an der Klinik für Neurologie und Neurorehabilition am Luzerner Kantonsspital (LUKS), in ihrem neuen Forschungsprojekt VERA nach. Sie untersucht, wie unser Gehirn die Aufmerksamkeit in der vertikalen Richtung – also nach oben und unten – steuert. Das Projekt wird im Rahmen des «Ambizione»-Programms des Schweizerischen Nationalfonds mit 793'000 CHF unterstützt.
Wenn die linke Seite «verschwindet»
Viele Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten mit einer Schädigung in der rechten Hirnhälfte leiden unter einem sogenannten Neglect: Sie nehmen die linke Seite ihrer Umgebung nicht mehr richtig wahr. Das kann dazu führen, dass sie mit Hindernissen kollidieren, Schwierigkeiten beim Lesen haben oder sich schlecht orientieren können.
Während die Forschung bisher vor allem die horizontale Wahrnehmung (links/rechts) untersucht hat, bleibt die vertikale Dimension (oben/unten) weitgehend unbeachtet – obwohl sie im Alltag eine wichtige Rolle spielt, etwa beim Treppensteigen oder beim Erkennen von Ampeln.
Ziel: Bessere Therapien für Betroffene
Im Projekt VERA werden moderne Methoden wie Augenbewegungsanalysen, Gehirnscans (MRT) und nicht-invasive Hirnstimulation eingesetzt, um die vertikale Aufmerksamkeit besser zu verstehen. Ziel ist es, herauszufinden, welche Hirnregionen dafür verantwortlich sind und wie man die Rehabilitation von Betroffenen gezielt verbessern kann.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen längerfristig dabei helfe diagnostische und therapeutische Ansätze für die Neglect Betroffene zu individualisieren und zu verbessern.
Forschung und Praxis Hand in Hand
Das Projekt wird von Dr. Kaufmann an der Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie (VPF) im Rahmen der Forschungsgruppe «experimentelle Rehabilitationswissenschaften» von Prof. Matthias Ertl durchgeführt. Parallel dazu bleibt Dr. Kaufmann weiterhin zu 20 % auf der Neurorehabilitation des LUKS tätig. Diese durch die Universität Luzern und das LUKS unterstützte Schnittstelle zwischen Forschung und klinischer Praxis trägt auch weiterhin dazu bei, den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die therapeutische Praxis zu erleichtern.
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