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Tabuthema Erektile Dysfunktion

Praxis Depesche - Prof. Dr. med. Agostino Mattei referierte am diesjährigen Symposium am KHM-Kongress in Luzern über das Tabuthema der Erektilen Dysfunktion. Der Chefarzt für Urologie am Luzerner Kantonsspital stellte sowohl Risikofaktoren, häufige Begleiterkrankungen als auch aktuelle Therapieansätze vor.
25. Oktober 2018
Lesezeit: 3 Minuten
Newsroom

«Die Erektile Dysfunktion (ED) ist eigentlich keine Krankheit, sondern ein Symptom», begann Prof. Dr. med.Agostino Mattei seinen Vortrag. Der Chefarzt für Urologie am Luzerner Kantonsspital betonte vor den anwesenden Hausärzten, dass es sowohl eine Verbindung zwischen der ED, den Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS) und der benignen Prostatahyperplasie (BPH) gibt. Darüber hinaus haben Männer mit zunehmendem Alter ein höheres Risiko, ein Metabolisches Syndrom zu entwickeln. «Wenn ein Patient in meine Konsultation wegen einer ED kommt, dann frage ich zuerst nach, ob er einen Hausarzt hat, der sich um die gesamte Problematik des häufig vorliegenden Metabolischen Syndroms kümmert», erläuterte der Urologe. «Insulinresistenz, hormonelle Veränderungen im Alter, die arteriosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankung, die arterielle Hypertonie und die nicht erkannten entzündlichen Erkrankungen haben sowohl einen grossen Einfluss auf die Entwicklung einer ED als auch von LUTS und einer BPH.» Diese Risikofaktoren bedingen einander und können nicht isoliert betrachtet werden. Eine ausführliche Anamnese ist für Haus- und Fachärzte eine wichtige Grundlage für die weitergehende Behandlung.

Therapieoptionen bei LUTS

Gemäss europäischer urologischer Leitlinien zur medizinischen Behandlung von LUTS bestehen verschiedene Therapieoptionen. Die al-Adrenozeptor-Antagonisten (al-Blocker) bewirken eine Entspannung der glatten Muskulatur im Blasenhalsbereich und eine bessere Miktionseinleitung. Die 5a-Reduktase-Inhibitoren (5 -ARIs) führen zu einer langsamen und andauernden Verkleinerung der prostatischen Hyperplasie im Bereich der Drüse. «Wir empfehlen diese Therapie erst ab einem Prostatavolumen von über 40 ml Grösse. Die maximale Wirkung dieser Therapie setzt erst nach drei bis sechs Monaten ein», gab Prof. Mattei zu bedenken. Es können auch al-Blocker und 5-ARIs miteinander kombiniert werden. Die Phosphodiesterase-Enzyme-5-Inhibitoren (PDE5I) werden eigentlich zur Behandlung der ED eingesetzt, sie können aber ebenfalls die Symptome von LOTS verbessern. Darüber hinaus können auch pflanzliche Arzneimittel bei Beschwerden angewandt werden.

Medizinische Behandlung der ED

Für die Therapie einer ED sind PDE5-Hemmer die erste pharmakologische Option. Ein Patient kann bei einer geplanten intimen Beziehung auf verschiedene Medikamente zurückgreifen, wobei diese sich hinsichtlich der Halbwertszeit unterscheiden. «Auch wenn Sildenafil (z. B. Viagra®) und Vardenafil (z. B. Levitra®) einen schnellen Wirkungsanstieg haben, lässt dieser nach ein paar Stunden wieder nach.» Der Chefarzt für Urologie empfiehlt Männern, bei denen ein spontanes Sexualleben im Vordergrund steht, die tägliche Einnahme von Tadalafil 5 mg (Cialis®) mit einer konstanten Wirkdauer. Als Bedarfstherapie hält Tadalafil 20 mg mit einer Halbwertszeit von 17,5 Stunden und einer Wirkungsdauer bis zu 36 Stunden an.

Therapieoptionen bei ED und BPH

Neu sind die Therapieoptionen bei einer kombinierten Problematik. «Bei einer Blasenentleerungsfunktionsstörung und einer ED können wir nicht nur eine Kombinationstherapie mit einem a1- Blocker und einen PDE5-Hemmer, sondern wir können beide Beschwerden mit nur einem Medikament in einer geringeren Dosierung versuchen in den Griff zu bekommen, zum Beispiel mit 5 mg Tadalafi am Tag.» Diese Dosierung eigne sich vor allem für die Behandlung der ED und der BPH im Anfangsstadium gut.

ED als Vorbote einer kardiovaskulären Erkrankung

Die ED ist nicht nur ein Marker einer klinisch stummen kardiovaskulären Erkrankung, sondern auch ein Frühsignal. «Die ED kann der klinischen Manifestation einer kardiovaskulären Erkrankung zwei bis fünf Jahre vorausgehen, was einer wertvollen Interventionszeit einer Risikofaktorenintervention entspricht». Neu ist, dass Männer im fortgeschrittenen Alter mit hervorragender Lebensqualität noch Bedarf nach Sexualität und einer erektilen Funktion haben. «Der gesellschaftliche Drang nach Perfektion ist neu. Das trifft auf jede Altersklasse zu. Alte und vor allem junge Menschen möchten den gesellschaftlichen Normen entsprechen, da muss auch die Sexualität perfekt sein. Wir sehen immer wieder, dass sich psychische Probleme bei jungen Menschen in einer ED manifestieren. Doch Sexualität hat ihre eigenen Gesetze und Lässt sich nicht per Knopfdruck wie ein Digitalsystem ein- oder ausschalten.»

Quelle: Praxis Depesche vom 25.10.2018

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