«Unsere Weiterbildungen stossen in der ganzen Schweiz auf grosse Resonanz»

Martina Fischer, was sind die Herausforderungen für die Weiterbildung in der Notfallmedizin?
Die Notfallmedizin in der Schweiz steht vor einer Reihe komplexer Herausforderungen. Ein zentrales Thema ist das Fehlen eines eigenen Facharzttitels für Notfallmedizin, was zu einer heterogenen Kompetenzverteilung führt. Das heisst, in einem Notfallzentrum kommen Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichsten medizinischen Disziplinen zusammen – diese Diversität kann sowohl bereichernd als auch herausfordernd sein.
Wie äussert sich das im Alltag?
Unsere Patientinnen und Patienten gehören zu einer vulnerablen und schwer einschätzbaren Klientel. Der ärztliche Erstkontakt erfolgt häufig bei uns, sodass wir einerseits ein gutes Gespür für eine korrekte Ersteinschätzung brauchen, um die gefährdeten Patientinnen Patienten zu identifizieren. Andererseits müssen wir auch Kompetenzen und «Know how» über die gesamten Fachgebiete der Notfallmedizin mitbringen, um die fachlichen Herausforderungen zu lösen. Das erwarten unsere Patientinnen und Patienten zu Recht von uns.

Und dazu benötigt es spezielle Weiterbildungen?
Genau, dem entgegen steht momentan, dass es anders als in vielen europäischen Ländern keine Facharztweiterbildung in der Schweizer Notfallmedizin gibt. Schnelle und präzise Entscheidungen sind wichtig für das Überleben. Damit dieses Zusammenspiel optimal gelingt und die Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung erhalten, braucht es klare Abläufe und eine klare Kommunikation, welche immer wieder trainiert werden müssen. Hierfür steht EMERGE.
Das LUKS hat mit sechs anderen Notfallzentren den Verein EMERGE zur Verbesserung der Weiterbildung gegründet. Was hat es damit auf sich?
Die fehlende Facharztweiterbildung für Notfallmedizinerinnen und -mediziner erschwert die Qualität und Vergleichbarkeit der Notfallversorgung. Deshalb haben wir mit dem Universitätsspital Basel, dem Kantonsspital Aarau, dem Kantonsspital Baselland, dem Universitätsspital Bern, dem Kantonsspital Baden und den Spitäler Schaffhausen diesen Verein gegründet. Wir organisieren praktische strukturiere Weiterbildungen über alle Standorte hinweg. Die neuen Kursformate in der Notfallmedizin zeichnen sich durch eine praxisnahe und moderne Didaktik aus. Sie kombinieren Gerätekunde, Geschicklichkeitstrainings, Workshops und Simulationen – mit dem Ziel, die Teilnehmenden optimal auf den klinischen Alltag vorzubereiten.

Was macht diese Kurse besonders?
Ein zentrales Element ist der geschützte Lernraum: Die Kurse finden ausserhalb des regulären Dienstbetriebs statt und bieten damit einen «protected learning space» mit «protected educational time». Das bedeutet: Es bleibt ausreichend Zeit, um zu üben, Fragen zu stellen und das eigene Wissen zu vertiefen – ohne Zeitdruck.
Wie wird die Qualität sichergestellt?
Die Kurse orientieren sich an den Allgemeinen Lernzielen des SIWF und den CanMedRoles. Durch standardisierte Kursformate und Assessments wird eine hohe Qualität gewährleistet. Die Inhalte sind zudem abgestimmt auf die EPAs (Entrustable Professional Activities) des interdisziplinären Schwerpunktprogramms der klinischen Notfallmedizin. Wir führen unsere Kurse am LUKS ausserdem in gut planbaren Modulen durch, sodass der sogenannte «Luzerner Notfalltrack» von den Nachwuchsärztinnen und -ärzten vollständig durchlaufen werden kann.
Besonders positiv darf ich hier die enge Zusammenarbeit und Unterstützung durch die anderen Kliniken erwähnen, welche das LUKS auszeichnet. Beispielsweise werden wir durch die HNO-Klinik im Modul «Kopf und Kragen» oder im Modul «Kleine Fächer» durch die Kolleginnen und Kollegen der Handchirurgie, Ophtalmologie und Urologie unterstützt. Das stärkt das hausinterne gegenseitige Vertrauensverhältnis sehr.
Dann kommen Notfallmedizinerinnen und -mediziner aus der ganzen Deutschschweiz für Kurse nach Luzern?
Ja, unser Notfalltrack stösst in der ganzen Schweiz auf grosse Resonanz. Wir achten ausserdem darauf, dass alle Standorte der LUKS Gruppe von uns in ihrer strukturierten Weiterbildung unterstützt werden. Sie haben bei den Kursen fest reservierte Plätze. Aber auch wir gehen zu Kursen in anderen Spitälern und nutzen deren Angebot ergänzend. Beispielsweise möchte ich das Wet Lab Training in Bern, das zweitätige Schockraumtraining in Basel oder den Notfalltag am KSA erwähnen, der Ende August stattfand. Durch diese standortübergreifenden Angebote werden Ressourcen gespart und gleichzeitig das Netzwerk gestärkt. Dies ermöglicht fachlichen Austausch und kann die individuelle Karriereplanung unterstützen.
Wagen wir noch einen Ausblick, was kommt noch im Rahmen der Weiterbildung?
Aktuell sind wir an der Planung der ersten «Masterclass Notfallmedizin» am LUKS. Diese findet am 24. Februar 2026 statt – also save the date! Das Besondere an dieser Tagung ist die enge Zusammenarbeit mit dem Kinder und Jugendnotfallzentrum des Kinderspitals Zentralschweiz, vertreten durch Co-Chefärztin Dr. med. Iris Bachmann. Wir werden diesen Weg weitergehen, da wir überzeugt sind, dass eine strukturierte Weiterbildung elementar ist – nicht zuletzt, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
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