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Von Daten zu Erkenntnissen: Rückblick auf den 8. Forschungstag am LUKS

Wie verändern Gesundheitsdaten die Medizin? Dieser Frage widmete sich der 8. Forschungstag des Luzerner Kantonsspitals (LUKS) Mitte September 2025. Der Nachmittag bot vielfältige Einblicke in die Chancen und Herausforderungen beim Umgang mit Gesundheitsdaten in Forschung, Klinik und Innovation. Eine wichtige Erkenntnis: Eine gelungene Integration von Data Science in die klinische Praxis braucht nicht nur gute Algorithmen, sondern auch klare Verantwortlichkeiten, Transparenz und Zeit.
24. September 2025
Lesezeit: 4 Minuten
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Im Zentrum standen die Potenziale neuer Analysemethoden – insbesondere durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Diese ermöglichen ein vertieftes Verständnis von Krankheiten, personalisierte Therapieansätze und neue Perspektiven für die Präzisionsmedizin. Gleichzeitig wurde deutlich: Mit dem zunehmenden Einsatz grosser Datenmengen steigen auch die Anforderungen an Datenschutz, Datenqualität und den verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Informationen. 

Begrüssung und Fachreferate 

Nach einer Einführung durch Prof. Dr. med. Thomas Nyffeler, Leiter des Bereichs Lehre und Forschung am LUKS, folgten vier Fachreferate, die das Thema Gesundheitsdaten aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten: 

Health Data Science – Brücke zwischen Forschung und Praxis 

Dr. med. Dr. sc. nat. Michael Havranek, Forschungsdirektor des Kompetenzzentrums für Health Data Science an der Universität Luzern, präsentierte unter dem Titel «Health Data Science at the University of Lucerne: Merging Research and Application» mehrere Studienprojekte. Eine Untersuchung zu ungeplanten Wiedereintritten von Patienten in der Medizin und Chirurgie zeigte spannende Muster, offenbarte aber auch Lücken in den Daten, vor allem ausserhalb des Spitals. In einer weiteren Studie zu Hypoglykämie bei Kindern konnten Smart Wearables unter Alltagsbedingungen verlässliche Ergebnisse liefern. Abschliessend stellte Havranek das nationale Qualitätsmonitoringsystem vor, das seit 2022 schweizweit Daten zu Komplikationen, Mortalität und Wiedereintritten erhebt. 

Von Bilddaten zur klinischen Anwendung: KI mit Augenmass 

Ass.-Prof. Dr. Christian Baumgartner, Assistenzprofessor für Health Data Science, thematisierte unter dem Titel «From Pixels to Patients: Safely Bridging the Gap Between AI and Clinical Practice» die Analyse bildgebender Daten mittels Deep Learning, Vision-Language Models und grossen Sprachmodellen (LLMs). Ein Schwerpunkt lag auf der Unsicherheitsabschätzung solcher Modelle: Es gebe nicht immer «eine Wahrheit». Medizinische KI müsse stets kritisch eingeordnet und durch Fachwissen plausibilisiert werden. 

Forschung im Datendschungel: Das Wohl der Kinder im Fokus 

Ass.-Prof. Dr. Nora Fritschi, Assistenzprofessorin für personenzentrierte Medizin des Kindes- und Jugendalters, beleuchtete unter dem Titel «Research in the Data Jungle: Leveraging Routine Data for Patient-Centered Pediatric Care» die Realität fragmentierter und unstrukturierter Gesundheitsdaten, beispielsweise zwischen ambulantem und stationärem Bereich oder bei der Integration von Bilddaten. Sie plädierte für eine klare klinische Fragestellung als Ausgangspunkt jeder Analyse und betonte die Rolle von interdisziplinären Teams, um sich durch den «Datendschungel» zu navigieren. 

Data Science für Gesundheit – nationale Plattformen, konkrete Anwendungen 

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Dr. Nora Toussaint, Leiterin der biomedizinischen Datenwissenschaften am Swiss Data Science Center (SDSC). Sie stellte unter dem Titel «Data Science for Health» unter anderem die National AI Initiative for Precision Oncology (NAIPO) vor. Dabei handelt es sich um eine nationale Plattform für die Zusammenarbeit von Spitälern im Bereich onkologischer Tumorboards. Weitere Beispiele zeigten, wie KI-Modelle zur kardiovaskulären Risikovorhersage entwickelt wurden sowie ein Projekt zur Prävention von Spital-bedingten Druckverletzungen (HAPI) mittels KI-gestützter Vorhersagemodelle. 

Podiumsdiskussion  

Im Anschluss diskutierten die Referierenden gemeinsam mit Herbert Coscrato Bachmayr, Product Manager im Gruppenbereich Informatik, über konkrete Anwendungsbeispiele, technische Herausforderungen und ethische Fragestellungen im Umgang mit Gesundheitsdaten. Dabei wurde deutlich: Eine gelungene Integration von Data Science in die klinische Praxis braucht nicht nur gute Algorithmen, sondern auch klare Verantwortlichkeiten, Transparenz und Zeit. 

Ausgezeichnete Forschung: Publikationswettbewerb 2025 

Der Publikationswettbewerb des LUKS, unterstützt durch die Stiftung für klinische Forschung, bildete den feierlichen Abschluss des Tages. 13 Beiträge wurden dieses Jahr eingereicht. Das Preisgeld von insgesamt CHF 10'000.– wurde wie folgt vergeben: 

1. Preis (CHF 5'000.–): 
Prof. Dr. phil. Dario Cazzoli 
«Incidence of Visuospatial Neglect in Acute Stroke: Assessment and Stroke Characteristics in an Unselected 1-Year Cohort» 

2. Preis (je CHF 2'500.–, geteilt): 
Dr. med. Nico Christian Grossmann 
«Impact of patient positioning during surgery on neuropathies after robot-assisted laparoscopic radical prostatectomy: a randomised controlled trial» 
Jan Affolter & Dr. med. Julia Mühlhäusser (präsentiert durch Julia Mühlhäusser) 
«Costs of robotic and laparoscopic bariatric surgery: a systematic review and meta-analysis» 

Die Bewertung erfolgte nach klaren Kriterien: Relevanz und Originalität der Fragestellung, methodische Qualität, Struktur und Aussagekraft der Resultate, Tiefe der Diskussion, Einhaltung ethischer und regulatorischer Standards sowie GCP-Konformität. 

Fazit 

Mit seiner thematischen Relevanz, der interdisziplinären Ausrichtung und dem gelungenen Mix aus Forschung, Diskussion und Praxisbezug zeigte der 8. Forschungstag einmal mehr: Forschung am LUKS ist engagiert, vernetzt und auf Zukunft ausgerichtet. 

Impressionen

 

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