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Was kann ich gegen den Knorpelabbau unternehmen?

Ich (w, 74) leide an Kniearthrose. Ein Bekannter, der am selben Problem leidet, hat mir Chondroitinsulfat empfohlen. Das hemme den Knorpelabbau und habe ihm geholfen. Mein Hausarzt aber meint, das habe höchstens einen Placeboeffekt. Stimmt das? Und was kann man sonst gegen Knorpelabbau tun? Unser Spezialist sagt, dass es gegen die Ursache der «Arthrose» im engeren Sinne noch kein Wundermittel gibt, allerdings stünden in der Bekämpfung der Symptome durchaus gute Therapien zur Verfügung.
19. Dezember 2021
Lesezeit: 2 Minuten
Melzer Ralph WebseitePortraitBreit

Sie sprechen mit dem Knorpelabbau eine wichtige Frage an, die uns fast alle irgendwann beschäftigt: Wie andere Alterungsvorgänge, unterliegt auch der Bewegungsapparat mit zunehmender Lebenszeit (beeinflusst von Genetik, früheren Verletzungen u.a.m.) degenerativen Veränderungen, kurz Arthrose genannt.

Stark vereinfacht gesagt beginnt die Arthrose mit dem Prozess des Knorpelabbaus. Dadurch entsteht eine unebene Gelenkfläche, und es werden ungünstige Veränderungen der Mechanik, des lokalen Stoffwechsels und der Entzündung im und am betroffenen Gelenk ausgelöst. Mit der Zeit nehmen sowohl Belastungsfähigkeit als auch Beweglichkeit des Gelenks ab, und es kommt dann zu weiteren, Schmerz verursachenden Zusatzbelastungen in den gelenksumgebenden Bändern und Muskeln.

Damit stellt «Arthrose» ein vielschichtiges Krankheitsbild dar, das deutlich über den blossen «Knorpelabbau» hinausreicht. Ihre Frage zielt nun in erster Linie auf unsere Möglichkeiten zur Knorpelabbau-Hemmung, also zur eigentlichen Ursachenbekämpfung.

Das angesprochene Präparat entspricht einem der Grundbaustoffe des Knorpels und ist wirksam in der Hemmung des Knorpelabbaus.

Dr. med. Ralph Melzer, Co-Chefarzt Rheumatologie

Das von Ihnen angesprochene Präparat Chondroitinsulfat entspricht einem der Grundbaustoffe des Knorpels, und es ist gemäss heutigem Wissensstand wirksam in der Hemmung des Knorpelabbaus. Dieser Effekt ist insgesamt zwar nicht sehr ausgeprägt und individuell abhängig von verschiedenen Zusatzfaktoren (deshalb wohl die skeptische Bemerkung Ihres Hausarztes). Ein Behandlungsversuch kann aber trotzdem sinnvoll sein, falls die Knorpelschicht noch nicht zu stark ausgedünnt ist. Eine spürbare Schmerzreduktion darf man allerdings damit nicht unbedingt erwarten, da das Präparat erfahrungsgemäss nur bei einem Teil der Patienten eine (leichte) schmerzlindernde Wirkung zeigt.

Günstige Wirkung durch Eigenblut

Es gibt daneben noch eine Reihe weiterer Präparate, die möglicherweise eine ähnlich positive Wirkung bezüglich Knorpelabbauhemmung haben, aber nicht so ausführlich studiert wurden und am Menschen noch nicht zweifelsfrei bewiesen sind. Dazu gehören Knorpelgrundbaustoffe wie etwa Glukosaminsulfat oder Kollagen Typ II. In Tier- und Zellkultur-Studien wurde ausserdem ein möglicher Nutzen von pflanzlichen Präparaten (u.a. Kurkuma oder Broccoli) auf den Knorpelabbau gesehen. Eine günstige Wirkung auf die Knorpelqualität wird gelegentlich auch durch Gelenks-Injektionen mit Eigenblut (platelet-rich-plasma) oder Hyaluronsäure erzielt.

Gegen die Ursache der «Arthrose» im engeren Sinne haben wir also im Moment noch kein Wundermittel zu bieten. In der Bekämpfung ihrer Symptome aber stehen uns unabhängig davon mit Schmerzmitteln, Entlastung des Gelenkes (z.B. durch Gewichtsabnahme insbesondere bei der Kniearthrose) oder mit der Kräftigung der gelenksstabilisierenden Muskulatur durchaus gute Therapien zur Verfügung. Insgesamt sind die Möglichkeiten einer effizienten Beeinflussung des Knorpelabbaus als ursächliche Behandlung der Arthrose zur Zeit begrenzt und von relativ bescheidenem Effekt – wir warten immer noch auf den Jungbrunnen!

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