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Ist eine Behandlung meiner häufigen Herzstolperer zwingend?

Ich (m, 40) habe sehr häufige Herzstolperer (Extrasystolen) und muss Betablocker nehmen. Eine Abklärung beim Kardiologen hat nichts ergeben. Kann ich die Medikamente gefahrlos absetzen? Gibt es Alternativen? Sehr häufige Herzstolperer können zu Herzschwäche führen, weshalb laut unserem Experten eine kardiologische Abklärung auf jeden Fall empfohlen ist. Im besten Fall genügt dann eine regelmässige Kontrolle.
24. Mai 2022
Lesezeit: 3 Minuten
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Prof. Dr. med. Richard Kobza, Chefarzt Kardiologie am LUKS

Die Auswurfphase des Herzens nennt man Systole. Dabei zieht sich das Herz zusammen. Eine Extrasystole ist ein vorzeitiges Zusammenziehen des Herzens (vorzeitiger Herzschlag). Während der normale Herzimpuls im Sinusknoten entsteht, ist eine Extrasystole die Folge eines Impulses in einem anderen Teil des Herzens.

Ein EKG (Herzstromkurve) zeigt auf, wo der Ursprung der Extrasystolen ist. Mit einem Langzeit-EKG kann man deren Häufigkeit analysieren. Meist folgt auf eine Extrasystole eine Pause, da sich das elektrische System des Herzens «zurücksetzt». Die Kontraktion nach der Pause fällt oft stärker aus als normal. Dies wird dann häufig als starkes Herzklopfen, als Stolpern oder als «Aussetzer» wahrgenommen. Extrasystolen hat grundsätzlich jeder Mensch, aber die meisten verspüren nichts davon.

Möglicher Ausdruck einer Herzerkrankung

Extrasystolen an sich gelten nicht als krankhaft, sie können jedoch Ausdruck einer Herzerkrankung sein. Wird eine solche festgestellt, muss diese behandelt werden, wodurch die Häufigkeit der Extrasystolen meist abnimmt. Weil Sie viele Extrasystolen haben, hat Sie Ihr Hausarzt an einen Kardiologen überwiesen. Wenn bei der kardiologischen Untersuchung eine Herzerkrankung ausgeschlossen werden kann und auch in der Familie keine Herzleiden mit plötzlichem Herztod bekannt sind, kann man in der Regel davon ausgehen, dass die Extrasystolen gutartig sind.

In einem solchen Fall ist es denkbar, auf eine eigentliche Behandlung zu verzichten und zu versuchen, mögliche Auslöser zu identifizieren und zu eliminieren. Bei Gesunden können Belastungssituationen wie emotionale Erregung, Drogen, Übermüdung, übermässiger Genuss von Koffein, Nikotin oder Alkohol Extrasystolen auslösen und sollten deshalb gemieden werden. Es gibt auch Menschen, die auf gewisse Nahrungsmittel wie etwa Weichkäse mit Extrasystolen reagieren. In gewissen Fällen hilft die Einnahme von Magnesium in Form von Brausetabletten.

Da bei Ihnen teils mehrmals pro Minute Extrasystolen auftreten, wurde eine Behandlung mit einem Betablocker eingeleitet. Das ist durchaus eine korrekte Therapie. Sie erwähnen jedoch verständlicherweise, dass Sie nicht täglich Medikamente einnehmen möchten, und fragen deshalb nach Alternativen.

Herzmuskel kann verödet werden

Dazu lässt sich Folgendes sagen: Wenn mehr als 20 bis 30 Prozent der Herzschläge Extrasystolen (jeder 3. bis 4. Herzschlag) sind, kann dies auf Dauer zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen. Insofern würde ich die Medikamente sicher nur in Absprache mit dem Arzt absetzen. Zudem braucht es bei häufigen Extrasystolen regelmässige Kontrollen mit Herzultraschall.


Denkbar ist in Ihrem Fall eine Katheterablation. Dabei geht man über die Leiste mit einem Katheter direkt an die Stelle im Herz, wo die Extrasystolen ihren Ursprung haben, und verödet die Herzmuskeln, die diese auslösen. Die Erfolgsraten dieses risikoarmen Eingriffs sind in den letzten Jahren durch verbesserte Technologien deutlich gestiegen. In Ihrer Situation könnte also eine Katheterablation durchaus eine gute Alternative zu den Medikamenten sein. Ich empfehle Ihnen, die Situation mit einem Herzrhythmusspezialisten zu besprechen.

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