Nuklearmedizin
LUKS Luzern
Radiojod-Therapie
Durch die Einnahme von radioaktivem Jod-131 in Form einer Kapsel können gutartige und bösartige Schilddrüsenerkrankungen gezielt behandelt werden.
Bei der Radiojod-Therapie wird Jod-131 durch Schilddrüsenzellen aufgenommen und führt als sogenannter Betastrahler zu einer hochenergetischen Bestrahlung des erkrankten Gewebes. Die Methode wird seit über 70 Jahren angewandt und hat sich als komplikationsarm, einfach durchführbar, sicher und wirksam erwiesen.
Aus Strahlenschutzgründen erfolgt die Radiojod-Therapie in einer speziell ausgerüsteten Station. Seit Februar 2020 verfügt das LUKS über eine neue nuklearmedizinische Therapie-Station.
Einsatz der Radiojod-Therapie
- Zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Autonomie, Morbus Basedow, "heisse" Knoten)
- Nach operativer Entfernung der Schilddrüse wegen eines bösartigen differenzierten Schilddrüsentumors, zum Ausschalten von intraoperativ nicht sichtbarem Schilddrüsenrestgewebe und zum Aufspüren von Metastasen
- Zur Behandlung von Metastasen eines differenzierten bösartigen Schilddrüsentumors
- Zur Verkleinerung eines Kropfs (Struma)
Ablauf der Radiojod-Therapie
Bei der Behandlung erhalten Sie radioaktives Jod-131 (Radiojod) in Form einer Kapsel zum Schlucken verabreicht. Die Kapsel löst sich im Magen auf und das freigesetzte Radiojod gelangt – genau wie das natürliche Jod – über die Blutbahn in die Schilddrüsenzellen. Dort wird es gespeichert.
Das Radiojod zerfällt und sendet dabei zwei Arten von Strahlung aus:
- Beta-Strahlen: Sie haben im menschlichen Gewebe eine sehr geringe Reichweite (0.6-2mm). Dies ermöglicht eine gezielte, hochenergetische Bestrahlung des kranken Schilddrüsengewebes. Gleichzeitig wird das gesunde angrenzende Gewebe geschont.
- Gamma-Strahlen: Sie haben eine sehr lange Reichweite und entweichen dem Körper. Mit einer speziellen Kamera messen wir diese Strahlen und zeichnen Bilder der Jodverteilung im Körper auf. Damit die Umwelt und Ihre Mitmenschen vor dieser Strahlung geschützt werden, darf die Therapie nur stationär in speziellen Therapiestationen durchgeführt werden.
Nicht gespeichertes Radiojod wird vom Körper über Speichel, Stuhl und Urin sowie in geringen Mengen über den Schweiss ausgeschieden. Die Speicheldrüsen, Nieren, ableitende Harnwege sowie der Magendarmtrakt werden dabei geringer Strahlung ausgesetzt. Daher empfehlen wir Ihnen, reichlich zu trinken, häufig die Blase zu entleeren und den Speichelfluss z.B. mit Kaugummis, Bonbons o.ä. zu fördern. So können Sie die Strahlenexposition der Organe auf ein Minimum reduzieren.
Verträglichkeit und Hinweise
In der Regel wird die Radiojodtherapie sehr gut vertragen.
Frühe Nebenwirkungen
Diese treten meist während des stationären Aufenthalts auf und können mit pflegerischen und medikamentösen Massnahmen gut behandelt werden:
- Halsschwellung und Schmerzen im Bereich der Schilddrüse oder Speicheldrüsen
- Sodbrennen und Übelkeit
Späte Nebenwirkungen
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Die Unterfunktion muss mit Schilddrüsenhormontabletten ersetzt werden.
Bei hochdosierten und vor allem wiederholten Radiojod-Therapien können selten auftreten:
- Mundtrockenheit, Geschmackstörungen und erhöhte Anfälligkeit für Karies. Bitte fördern Sie während der Therapie intensiv den Speichelfluss und achten Sie auf eine gute Zahnpflege.
- Trockene Augen oder Tränenträufeln durch Verengung des Tränenkanal
- Frühmenopause und Fertilitätsstörungen wie chronische Hypo/Azoospermie. Im Aufklärungsgespräch zur Radiojodtherapie informieren wir über die Möglichkeit der Kryokonservierung der Spermien.
- Strahlungsbedingte Entzündung bzw. Fibrose der Lunge bei ausgedehnten Lungenmetastasen
- Beschädigung des Knochenmarks und Zweittumore
Kontraindikationen und Hinweise
- Schwangerschaft und Stillen: Spätestens 6-8 Wochen vor der Radiojod-Therapie muss abgestillt werden. Am Eintrittstag wird bei Frauen im gebärfähigen Alter ein Schwangerschaftstest durchgeführt.
- Bis zu 6 Monaten nach der Therapie sollten Patientinnen nicht schwanger werden und Patienten keine Kinder zeugen.
- Pflegebedürftigkeit
- Inkontinenz