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LUKS und Covid-19: Eine gute Stabsorganisation war unabdingbar

Mit der Aufhebung der Maskenpflicht per 1. Mai 2022 ist am LUKS nach 26 Monaten Pandemie wieder ein grosser Teil Normalität zurückgekehrt. Wir wissen alle nicht, ob uns eine neue Welle treffen wird und in welchem Ausmass. Es ist darum wichtig, sich mit der Bewältigung dieser herausfordernden Zeit zu beschäftigen und Lehren daraus zu ziehen. Um das Erlebte zu verarbeiten und gewappnet zu sein für die Zukunft. Prof. Dr. med. Christoph Henzen, Leiter Pandemiestab am LUKS, zieht ein erstes Fazit.
25. Mai 2022
Lesezeit: 5 Minuten
Prof. Dr. med. Christoph Henzen
Prof. Dr. med. Christoph Henzen

Wie arbeitet das LUKS die Pandemie auf?

An einem Treffen des obersten Führungskaders hat bereits eine Auseinandersetzung stattgefunden mit sehr guten Diskussionen und Inputs. Zudem ist auf Initiative des Ethik-Forums geplant, nach den Sommerferien eine interne Pandemie-Veranstaltung durchzuführen, wo Mitarbeitende die Ereignisse aufarbeiten und analysieren können. 

Und dennoch hat die Pandemie müde gemacht. Sie auch? Was ist Ihr persönliches Fazit? 

Voraussehbar war an der zweijährigen Pandemie-Situation wenig und das Virus hat uns immer wieder überrascht. Dass die Pandemie nicht nach der ersten Welle zu Ende sein würde, haben wir von der Spanische Grippe-Pandemie vor 100 Jahren gelernt. Die entscheidenden Faktoren zur Bewältigung aus meiner Sicht sind der rechtzeitige Lockdown im März 2020, die enge interprofessionelle Zusammenarbeit (beispielsweise bei Ausbau und Vernetzung der IPS-Plätze, oder dem Aufbau der Test-/Impfzentren) auf der Basis einer modernen (auch digitalen) Spitalinfrastruktur und agilen Stabsarbeit. Aber die Covid-Wellen mit den ganz unterschiedlichen Anforderungen und das Aufholen und Abarbeiten der riesigen Anzahl Non-Covid-Operationen dazwischen haben unsere Mitarbeitenden sehr stark gefordert.

Kann man schon ein Fazit mit Lehren aus gut zwei Jahren Pandemie ziehen?

Die Pandemie hat unseren ganzen Spitalbetrieb sehr stark gefordert. Und auch wenn die systematische Aufarbeitung noch keineswegs abgeschlossen ist, können wir schon heute einige Lehren ziehen. Im Vordergrund steht für mich ein klares Bekenntnis: Ohne motivierte, engagierte und flexible Mitarbeitende und ihre Bereitschaft zur Veränderung des eigenen Bereichs im Sinne des Ganzen hätten wir eine solche Herausforderung nicht gemeistert. Sie mussten Aussergewöhnliches leisten. Es ist darum eine Daueraufgabe unseres Unternehmens, zu ihnen Sorge zu tragen. Dazu gehört auch, dass es dringend regelmässige Erholungsphasen braucht und der Nachhaltigkeit Rechnung getragen wird.

Was sind weitere Erkenntnisse etwa bezüglich der internen Organisation?

Es ist entscheidend, eine gut funktionierende Stabsorganisation zu haben. Ohne sie könnte ein so grosser Betrieb wie das LUKS auf die Dynamik einer Pandemie nicht angemessen reagieren. Sodann sind zielgerichtete Informationen unabdingbar, um reaktionsfähig zu sein und zu bleiben und den Überblick zu behalten. Ebenso entscheidend sind Absprachen und eine gute Koordination mit Behörden und anderen Spitälern, auch im Interesse eines gezielten Ressourceneinsatzes. Von Vorteil war für uns auch LUKiS: Dank unserem Klinikinformationssystem waren Daten für alle Personen des Behandlungsteams ohne zeitliche Verzögerung ortsunabhängig verfügbar, was ein entscheidender Vorteil war. 

Zuweilen ging auch das Material aus?

Ja, es war von grosser Bedeutung, immer dafür zu sorgen, das richtige Schutzmaterial und die nötigen Medikamente in genügender Menge vorrätig zu haben. Das zeigte die Wichtigkeit einer guten Logistik bei der Materialbeschaffung. Nur so konnten wir die Patientinnen und Patienten richtig behandeln und unsere Mitarbeitenden schützen. Um alle nötigen Massnahmen frühzeitig antizipieren zu können, war es auch entscheidend, dass wir den Pandemieverlauf auch immer anhand der vorhandenen Daten aktiv verfolgt und teilweise auch eigene Berechnungsmodelle entwickelt haben. 
 

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Dass wir eine eigene Test- und Impfinfrastruktur aufbauen und den ganzen Anmeldeprozess über das Patientenportal MeinLUKS abwickeln konnten, hat vieles erleichtert und für Entlastung im ganzen Kanton gesorgt.

Prof. Dr. med. Christoph Henzen, Leiter Zentrum Luzern, führte das LUKS als Leiter des Pandemiestabs durch die Covid-Pandemie

Welche Massnahmen haben sich rückblickend bewährt?

Wir konnten dank interdisziplinären Teams sehr flexibel arbeiten, mit der Maskentragpflicht, Besuchseinschränkungen sowie dem Eintrittsscreening haben wir unsere Patientinnen und Patienten und unsere Mitarbeitenden bestmöglich geschützt und die Aufstockung der Beatmungs-Kapazitäten durch High-Flow-Behandlungen hat für Entlastung im Bereich IPS gesorgt. Dass wir eine eigene Test- und Impfinfrastruktur aufbauen und den ganzen Anmeldeprozess über das Patientenportal MeinLUKS abwickeln konnten, hat vieles erleichtert und für Entlastung im ganzen Kanton gesorgt. Schliesslich haben wir uns richtigerweise auch rechtzeitig in Zusammenarbeit mit dem Ethik-Forum und anderen Spitälern im Kanton mit der Triage-Thematik beschäftigt.

Auf Geheiss der Behörden mussten zwischenzeitlich medizinisch nicht absolut zwingende Operationen verschoben werden. Wie beurteilen Sie das im Rückblick?

Das schweizweite Aussetzen elektiver Operationen durch den Bundesrat zu Beginn der Pandemie hat sich im Nachhinein als zu einseitig erwiesen. Diese Massnahme führte zu einem deutlichen Ungleichgewicht in der Versorgung von Menschen mit Non-Covid-Erkrankungen und verursachte zum anderen einen erheblichen finanziellen Verlust vor allem in den grossen Spitälern. So standen wesentliche Teile des hochspezialisierten Betriebs unnötig still. Die so frei gewordenen Ressourcen konnten indes nicht wie erwartet für Covid-Fälle eingesetzt werden. Wir haben auch gesehen, dass früher oder später jede nicht dringliche Operation doch dringlich wird, was für die betroffenen Patientinnen und Patienten auch mit medizinischen Risiken verbunden ist.

Covid-19 scheint im Moment überwinden, die Masken sind auch am LUKS gefallen. Aber nicht alle trauen der Situation. Wie sehen Sie dem Herbst entgegen, in welchen Szenarien denken Sie?

Wir gehen von zwei Szenarien aus: Flacht die Pandemie definitiv ab, geht es darum, sich wieder vermehrt auf die Kernarbeit zu konzentrieren, die Erfahrungen aus der Pandemie aber ins Tagesgeschäft zu übertragen wie z.B. die Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit. Sollte es jedoch zu einer Verschärfung mit einer nächsten Welle kommen, gilt es, die Erfahrungen zu nutzen, um einen effizienten Pandemiebetrieb zu gewährleisten (Behandlung, Testen, Impfen) und genügend Ressourcen für den Non-Covid-Bereich bereitzustellen. Allenfalls wird eine erneute Impfung nötig sein. Für diesen Fall ist das LUKS vorbereitet und kann die eigenen Mitarbeitenden und die übrige Bevölkerung impfen.

Persönlich denke ich, dass Covid im Herbst/Winter in der Dimension der jährlichen Grippewelle daherkommen wird.

Welches Szenario erwarten Sie persönlich? Werden wir gegen Ende Jahr wieder Masken tragen und ein Zertifikat brauchen?

Persönlich denke ich, dass die Immunität in der Schweiz nach Impfung und Omikron derart ist, dass Covid im Herbst/Winter in der Dimension der jährlichen Grippewelle daherkommen wird (was mit grosszügigem freiwilligem Maskentragen im Herbst weiter reduziert werden könnte).


Auch Mitarbeitende fielen immer wieder krankheitshalber aus. Zudem schränkt der Fachkräftemangel den Handlungsspielraum ein. Wie kann das LUKS dem begegnen?

Das LUKS unternimmt viel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Für die bestehenden und künftigen Mitarbeitenden sollen deshalb die guten Rahmenbedingungen erhalten und stetig verbessert werden. Die Geschäftsleitung des LUKS hat deshalb diverse Massnahmen eingeleitet mit dem Ziel, die Attraktivität als Arbeitgeberin weiter zu steigern und die Mitarbeitenden im Beruf zu halten. Wir verweisen auf die vor kurzem publizierten Beschlüsse (siehe Medienmitteilung vom 11. Mai 2022): Zudem wurden eine Überarbeitung des Lohnsystems, die Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle, ein Think Tank für innovative Lösungen bei den Anstellungsbedingungen sowie ein Workshop zum Fachkräftemangel mit Pflegenden und Pflegekadern initiiert.

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